- [Dörner] Dietrich Dörner
Die Logik des Misslingens
Strategisches Denken in komplexen Situationen
Hanburg 1995 - [Pirsig] Robert M.Pirsig
Zen
und die Kunst, ein Motorrad zu warten
Frankfurt a.M. 1975
Online-Version (deutsch)
Der Kampf um Stalingrad ist zu Ende. Ihrem Fahneneid bis zum letzten Atemzug getreu ist die 6. Armee unter der vorbildlichen Führung des Generalfeldmarschalls Paulus der Übermacht des Feindes und der Ungunst der Verhältnisse erlegen.
Radiomeldung vom 3. Februar 1943
Trugschluss der Komposition (auch Trugschluss der Verallgemeinerung, lateinisch fallacia compositionis) bezeichnet in der traditionellen Logik den falschen Schluss von den Einzelteilen auf das Ganze. Beispiel: „Atome sind farblos. Diese Rose besteht aus Atomen. Also ist diese Rose farblos.“ Selbst wenn sich die Aussage in den Prämissen auf jedes einzelne Element einer Gesamtheit bezieht, ist die Schlussfolgerung der Aussage auf die Gesamtheit selbst oft unzulässig. Der gegensätzliche Begriff, der falsche Schluss vom Ganzen auf seine Teile, heißt Trugschluss der Division. Sinnverwandt mit diesem Trugschluss ist der logische Fehler Sensus compositi et divisi.
"sehen Sie jetzt den Fehler in Ihrem Verfahren?" fragte Malcolm. "Sie haben nur die erwartete Anzahl von Dinosauriern aufspüren lassen. Sie haben befürchtet, Tiere zu verlieren, und das Programm ist deshalb so ausgelegt, dass es sofort Alarm schlägt, wenn es weniger als die erwartete Anzahl sind. Aber das ist gar nicht das Problem. Das bei weitem grössere Problem ist, dass sie mehr als die erwartete Anzahl haben.
Michael Chricton DinoPark Seite 234
"Warum, mein Herr?" sagte ich "Sie fragen warum? Glauben Sie, ich hätte mich dieser Infamie gefügt - ich hätte bei dieser schrecklichen Maskerade mitgemacht -, wenn man mich nicht mit einer Waffe dazu gezwungen hätte, gegen die ein Mann, und sei er noch so ein Ehrenmann, einfach wehrlos ist?" Ich schluchte mühsam. "Sie haben sich meiner Frau und meines Kindes bemächtigt, mein Herr. Können Sie sich vorstellen, was das bedeutet?" Ich schleuderte ihm diese Frage entgegen und kam zu dem Schluss, dass es an der Zeit war, zusammenzubrechen. "Mein Gott, mein Gott! ", rief ich aus "Meine Herzblätter! Amelia, mein kleines Blondköpfchen! Werde ich sie wohl je wiedersehen?"
Geotge MacDonald Fraser Flashman Prinz von Dänemark Seite 183
Allerdings: Die neue Ordnung des Dritten Reichs sollte "vernünftig", die Diktatur eines Mannes sollte rational fassbar sein, diese nationalsozialistische Revolution sollte nicht gegen die Grundregeln menschlicher Intelligenz verstossen. Was aber die jungenn NS-Intellektuellen sahen, war oft primitivste Machtgier, war das weltanschauliche Geschwafel der Bonzen und Konjunkturritter, war der Grössenwahn vieler Parteiapparatschiks. So hatten sie sich das Dritte Reich nicht vorgestellt
Heinz Höhne Der Orden unter dem Totenkopf Seite 197
Ash: Ich bewundere die konzeptionelle Reinheit. Geschaffen, um zu überleben. Kein Gewissen beeinflusst es. Es kennt keine Schuld, oder Wahnvorstellungen ethischer Art.
Alien (1979) "I admire its Purity" bei wikipedia
»Die Marschbefehle für heute nacht, Wachtmeister Asch, sind von unseren fähigsten Köpfen durchdacht worden. Was hier abrollt, ist ein Meisterwerk der Strategie.« »Was diese sogenannten fähigen Köpfe ausgebrütet haben, ist in meinen Augen viel eher ein starkes Stück Dilettantismus. Sie haben nämlich das Wetter nicht mit einkalkuliert, und auch sonst noch verschiedenes nicht.« »Kritik steht Ihnen nicht zu, Asch.«
08/15 Im Krieg Seite 60
Wer sagt denn, dass Marmelade keine Kraft gibt!
Das Boot bei youtube
Bei der Ursachenforschung offenbart sich ein multifaktorielles Ursachengeflecht.
Die taz Die Zukunft des rostfreien Bundeswehrgewehrs G 36 bei wikipedia
Was den Text wohltuend von vergleichbaren Schriften unterscheidet, ist die Tatsache, dass der Kaiser seine Forderungen nur an sich selbst richtet.
Helmut Schmidt über die "Selbstbetrachtungen" des Mark Aurel in Die Zeit
In den Jahren 1945 fortfolgende besah sich der Deutsche selbst, nicht
"heimgekehrt", sondern zusammengekehrt auf dem Boden seines
Schweinestalls: Weinerlich und erbärmlich, selbstmitleidig und
chauvinistisch wie eh und je. Die SA-Uniformen waren kaum im Ofen
verbrannt, da war der Deutsche schon wieder das Opfer der Geschichte:
Des Russen, der Vertreibung, der "Bombennächte". Die deutsche Frau
vergewaltigt! Der deutsche Gutsbesitzer vom Ostseestrand und aus dem
schönen Böhmen vertrieben!Bundesrichter Thomas Fischer Oskar Gröning und die Beihilfe in Die Zeit
Und auf vorgeschriebenen Bahnen
zieht die Menge durch die Flur;
den entrollten Lügenfahnen
folgen alle! - Schafsnatur!Johann Wolfgang von Goethe Faust II
Die zur Wahrheit wandern,
Christian Morgenstern
wandern allein,
keiner kann dem andern
Wegbruder sein.Wir fanden einen Pfad Seite 18 (1914) bei wikisource
Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag. ++36.
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Arthur Conan Doyle The Adventure of the Beryl Coronetn bei wikipedia
"Der Kommandeur hat von Tuten und Blasen keine Ahnung."
"Und der Adjudant hilft ihm dabei."(Nach) Hans Hellmut Kirst 08/15 Im Krieg Seite 361
"Was befehlen Herr Oberst?* fragte Wedelmann, mit bewährtem Trick den Stein von sich wälzend.
"Befehlen? Ich befehle Ihnen, Wedelmann, daß Sie keine Dummheiten machen."
"Jawohl, Herr Oberst", sagte Wedelmann und fühlte sich beschämt. Das hätte er doch wissen müssen: Mit Luschke war das Ballspielen mit der Verantwortung nicht zu machen!Hans Hellmut Kirst 08/15 Seite 428 im Krieg
online bei google
Die Apple-Watch löst offenbar ein Problem. Man fragt sich nur, welches das sein könnte?
Stuart Heritage Lowtech Rules in Der Freitag
"Hundert Eier, Herr Kammerlander, , ich bitte Sie! Welche normale Familie isst in einer Woche hundert Eier!"
"Nur als Beispiel, Herr Dirrigl. Ich meine: hat es denn vor dem Krieg mehr Hühner gegeben? Die Hühner sind doch
"Hm." nicht zum Militär eingezogen worden? Oder legen die Hühner weniger? Weil Krieg ist? Wissen das die Hühner?"
"Hm."
"Eben!"
"Hm. Wahrscheinlich: das wird eben alles gebraucht für die Versorgung der Wehrmacht."
"Werfen die mit Eiern?"
""Ich würde an IhrerStelle mit solchen quasi zynischen Bemerkingen vorsichtiger sein."
"Man wird ja noch einen Witz machen dürfen. Aber im Ernst: die jetzt in der Wehrmacht Eier essen, die haben doch vorher als Zivilisten auch Eier gegessen. Das bleibt sich doch gehupft wie gesprungen."
"Sie haben schon recht - ganz verstehe ich das auch nicht. ... "
Herbert Rosendorfer Die Nacht derAmazonen Seite 236
Das Volk versteht das meiste falsch; aber es fühlt das meiste richtig
Kurt Tucholsky bei wikipedia
"Eine sonderbare Vorstellung, dass hinter dieser elfenbeinfarbenen Stirn eine ganze Whifflets-Kampagne siedet und spriesst."
"Gemischte Metaphern", tadelte Miss Meteyard. "Kessel sieden, Pflanzen spriessen."
"Natürlich; es ist ja eine Blume der Rhetorik, aus dem Kräutergärtlein gezupft.""Dorathy Sayers Murder must advertise
Kirk war von derSchönheit, Schlichtheitund Verständigkeit seiner Lösung so angetan wie seinerzeit wahrscheinlich Kopernikus, als er erstmals auf die Idee kam, die Sonne in die Mitte sea Solarsystems zu setzen, und nun sah, wie alle Planeten, statt komplizierte und hässliche geometrische Kapriolen zu schöagen, sittsam und würdevoll ihre Kreisbahnen zogen. Zehn Minuten lang sass er da und liess sie sich liebevoll durch den Kopf gehen, bevor er sich daran machte, sie zu überprüfen. Er hatte Angst davor, ihr etwas von ihrer Schönheit zu nehmen.
Aber immerhin war eine Theorie nur eine Theorie; man musste erst noch etwas Handfetes dinden, was sie erhärtete. Zumindest musste man sich vergewissern, dass nichts gegen sie sprach.Dorathy Sayers Hochzeit kommt vor dem Fall Seite 213
Er sagt es klar und angenehm,
Was erstens, zweitens und drittens käm.Wilhelm Busch Bilder zur Jobsiade (1872) - Kapitel 5
A Turkey is fed for a 1000 days — every days confirms to its statistical department that the human race cares about its welfare "with increased statistical significance". On the 1001st day, the turkey has a surprise.
Ein Truthahn wird 1000 Tage gefüttert. Jeder Tag bestätigt seiner Statistik- Abteilung "mit zunehmender statistischer Signifikanz", daß die Menschen sich um sein Wohlergehen kümmern. Am 1001. Tag erlebt der Truthahn eine Überraschung.Nassim Nicholas Taleb Der Schwarze Schwan zitiert nach Zettels Raum
"Bamme, Sie sind ein Menschenkenner. War es nicht gewagt, unserSpel auf diese Karte zu setzen? Können wir ihrtrauenè"
"Unbedingt."
"Und warum? Weil ihr altes Hexenherz an Lewin hängt?"
"Vielleicht auch deshalb. Etwas muss das Herz haben. Und je weniger es hat, desto fester hängt es daran. Gut und Böse macht keinen Unterschied."
Bernd nickte.
"Aber", fuhr Bamme fort, "das ist es nicht, weshalb ich ihr traue. Ich trau' ihr, weil sie klug ist. Und wissen Sie, was sie jetzt denkt?"
"Nun?"
"Die Franzosen werden nicht ewig im Lande Lebus bleiben, aber die Vitzewitze noch lange."
"Und?"
"Und Bündnisse schliesst man nur mit Dauermächten. Auch wenn man Hoppenmarieken heisst."Theodor Fontane Vor dem Sturm Seite 661
Woldemar lachte. "Heirate heimisch und heirate luherisch. - das hör ich nun schon seit Jahren. Und auch das dritte höre ich immer wieder: 'Geld erniedrigt'. Aber das kenn ich. Wenn es nur recht viel davon ist, kann es schliesslich auch eine Chinesin sein. [... ] "
Theodor Fontane Der Stechlin Seite 166
So folgte denn ein Quatremains und als man damit aufhörte, nahm der alte Barby Veranlassung, seiner Vorliebe für solch vierhändiges Spiel Ausdruck zu geben, was Wrschowitz, dessen Künstlerüberheblichkeit keine Grenzen kannte, zu der ruhig lächelnden Gegenbemerkung veranlaßte, daß man dieser Auffassung bei Dilettanten sehr häufig begegne.
Theodor Fontane Der Stechlin Seite 239
Das mit den Autobahnen, das hätte er nicht machen sollen.
Dieter Hildebrandt
Eine Pfeife ist zu wenig, zwei sind nicht genug, drei schon besser, das wenigste sind vier.
Genug Pfeifen aber kann ein Mann nie haben.Helmut Hochrain Das Taschenbuch des Pfeifenrauchers Seite 10
Eine Anekdote ist nicht deshalb gut, weil sie wahr ist, sie ist gut, wenn sie Charakter und Eigenarten einer Person, die öffentliches Interesse verdient, treffend deutlich macht.
Die Deutschen verehren in Immanuell Kant ihren grössten Denker. (Wahrscheinlich tun sie es um so bereitwilliger, als den meisten seiner Landsleute die Schriften des Königsberger Professors gänzlich unverständlich sind.)
Kant war Junggeselle und ein Sonderling. Obwohl er selbst rauchte und schnupfte, schrieb er "Das gemeinste Mittel der Reizung von Sinnesempfindungen ist der Tabak, es sei ihn zu schnupfen, oder durvh Pfeifenrohre oder durch einen angezündeten Zigarro zu rauchen."
Sein Bedarf an Tabak war übrigens bescheiden. Er leistete sich täglich nur ein einzige Tonpfeife voll. Ein Freund musste immer gleich für die Woche im Voraus stopfen. Als dieser Freund starb, schrieb der gemütvolle Philosoph für seinen Diener eine lakonische Anweisung: "Von nun an auch Pfeifestopfen!"
In seiner Zerstreutheit soll er einmal den Finger einer neben ihm am Tisch sitzenden Dame als Pfeifenstopfer benützt haben. (Bezüglich des Wahrheitsgehaltes der mitgeteilten Anekdoten verweise ich ausdrücklich auf das am Eingang [ ... ] Gesagte.)
Helmut Hochrain Das Taschenbuch des Pfeifenrauchers Seite 17
Als der grosse Kritiker und Dichter Gotthold Ephraim Lessing an der herzoglichen Bibliothek in Wolfenbüttel engagiert war, fragte eines Tages ein an seinem Haus vorbeigehender Bürger die Haushälterin - Lessing war zu dieser Zeit noch Junggeselle - wie es dem Herrn Hofbiblothekar denn ginge. Übellaunig erwiderte der Hausdrachen: "Er hat nix, er kann nix, er tut nic, aber pfeifeschmöken tut er den ganzen Tag."
Leider teilt diese Geschichte das Schicksal der meisten Anekdoten: sie ist nämlich erfunden. Lessing war Nichtraucher! In die Welt gesetzt haben soll den hintergründigen Scherz sein berühmter Zeitgenosse, der bissige Georg Christoph Lichtenberg.
Helmut Hochrain Das Taschenbuch des Pfeifenrauchers Seite 148
Na und? Ich muß auch den ganzen Tag stehen!
Donald Rumsfeld (zur Anwendung der Stehfolter in Guantanamo) zugeschrieben .
Die Anderen weigerten sich zuzugeben, dass die Niederlage begonnen hatte. Das war charakteristisch für ihr Denken. Es war ein magisches Denken. Siegen kann man nur, wenn man an den Sieg glaubt. Also - wenn man an den Sieg glaubt, wird man siegen. Durch magische Beschwörungen versuchten sie, der Tatsachen Herr zu werden.
Peter Bamm Die unsichtbare Flagge Seite 285
Auch hier trat das magische Denken in Erscheinung. Jeder ergebene Gefolgsmann des primitiven Mgrüsste mit dem ausgestreckten Arm. Also - wenn jeder mit dem ausgestreckten Arm grüsst, wird jeder ein ergebener Gefolgsmann sein.
Peter Bamm Die unsichtbare Flagge Seite 304
Aber die anderen waren nun langsam nachgerückt und hatten auch hier zu morden begonnen. In einem abgeschlossenen Teil des GPU-Gefängnisses, Mauer an Mauer mit uns, sammelten sie die Bürger Sewastopols, die jüdischen Glaubens waren, und töteten sie.
[ ... ]
Wir wussten das. Wir taten nichts. Jeder, der wirklich protestiert oder etwas gegen das Mordkommando unternommen hätte, wärw vierundzwanzig Stunden später verhaftet worden und verschwunden. Es gehört zu den Raffinements der totalitären Staatskonstruktionen unseres Jahrhunderts, dass sie ihren gegenern keine Gelegenheit geben, für ihre Überzeugung einen grossen Märyyrertod zu sterben. Den hätte vielleicht mancher auf sich genommen. Der totalitäre Staat lässt seine Gegner in einer stummen Anonmität verschwinden. es ist gewiss, dass jeder, der es gewagt hätte, lieber den Tod zu erleiden als schweigend das Verbrechen zu dulden, nutzlos sein Leben geopfert hätte.
Damit will ich nicht sagen, dass ein solches Opfer moralisch sinnlos gewesen wäre. Es ist nur gesagt, dass es praktisch nutslos gewesen wäre. Niemand von uns hatte eine Überzeugung, die tief genug gingen, um ein praktisch sinnloses Opferum eines höheren moralischen Sinnes willen auf sich zu nehmen.
Peter Bamm Die unsichtbare Flagge Seite 152f
Die unsichtbare Flagge bei wikipedia
Niemand von uns kann über seinen Tod Klage führen. Wer in unseren Kreis getreten ist, hat damit das Nessushemd angezogen. Der sittliche Wert eines Menschen beginnt erst dort, wo er bereit ist, für seine Überzeugung sein Leben hinzugeben.
Henning von Tresckow (1901-1944)
Ich bin ein Junker und will meinen Vorteil davon haben“.
Otto von Bismarck im preussischen Landtag 1851
Mir träumt von einem Scharmützel im Wald,
von einer Schlacht gegen Pilze, es donnert und knallt.
Ich selbst bin der Feldherr und rufe im Traum:
"Seid nicht feige Leute, laßt mich hintern Baum."Ulrich Roski Des Pudels Kern (1975)
bei youtube
***Kabinettsbildungen in Bonn waren sei eh und je nach dem Grundsatz erfolgt:"Wer am lautesten schreit und jammert, am längsten ausharrt und sich auch durch gemeinste Kränkungen nicht dazu bewegen lässt, den Verhandlungsraum zu verlassen, bekommt ein Ressort."
[ ... ]
Ein älterer Teilnehmer an diesen Verhandlungen wunderte sich später: "Wir haben da noch so altfränkische Vorstellungen. ... Als zum Beispiel meine Person zur Debatte anstand, bin ich selbstverständlich aufgestanden und hinausgegeangen. Aber der Herr Barzel blieb immer tüchtig sitzen, als es um seine Ernennung ging ... "
Bernt Engelmann Meine Freunde - die Manager Seite 90f
"Und derjenige, der etwas zerbricht, um herauszufinden, was es ist, hat den Pfad der Weisheit verlassen."
John Ronald Reuel Tolkien Der Herr der Ringe, Band 1 "Die Gefährten", Stuttgart 1979, Zweites Buch, S. 315
Die Sequenz "mangelnde Komponentenanalyse" -> "Reparaturverhalten" hat
ihre Logik. Was will man in einer unklaren Situation auch sonst tun,
wenn man gar nicht genau weiss, was man eigentlich will?
Das Reparaturverhaltenkann einmal dazu führen, dass man die falschen
probleme löst. Da man die Beziehung der Probleme unereinander nicht
kennt, (und noch nicht einmal weiss, dass man sie nicht kennt),und schon
gar nicht den Bezug der Teilprobleme zu dem ja unklar verbliebeenen
Cesamtproblem "Sorge für das Wohlergehen" wird die Auswahl der zu
lösenden Probleme nach anderen Kriterien geschehen. Solche Kriterien
könnten etwa sein die Sinnfälligkeit des Misstandes oder die Kompetenz
zzur Lösung des jeweiligen Problems. Das heisst: man wird diejenigen
Probleme auswählen, die irgendwie besonders auffällig erscheinen,oder
diejenigen, für die man zufällig Lösungsmethoden zur Hand hat.
...
Eine andere Versuchsperson mit gewissen beruflichen Erfahrungen in der
Heimarbeit und der Sozialfürsorge nahm bei der Sichtung der Lohhausener
Verhältnisse (fast, möchte man sagen: aufatmend!) zur Kenntnis, dass
viele Schüler Schulschwierigkeiten hatten. Hier wusste sie Bescheid! Sie
wusste, was man fragen musste und veranlassen konnte. Und so nham sie
andere Probleme gar nicht mehr ur Kenntnis, sondern beschöftigte sich
nur noch intensiv mit den Schulproblemen einer bestimmten Klasse und
schliesslich mit einer spezifischen Person, dem vierzehnjährigen Peter.
- Das ist ein Beispiel für die Wahl eines Problems nach Massgabe der
Verfügbarkeit über die Methoden. Man löst nicht die Probleme, die mn
lösen soll, sondern die, die man lösen kann.n[Dörner] Seite 89f
In Amerika wurde eine Kartoffel-Maschine erfunden, die allerdings noch verbessert werden muss, weril sie zu gross ist.
Sie pflanzt Kartoffeln, bewässert sie, erntet sie ab, wäscht sie, kocht sie und isst sie auf.Ephraim Kishon
Dunridge fuhr mit der U-Bahn zur Arbeit. Seiner Meinung nach war es die vernünftigste Art der Fortbewegung, durch die er obendrein dem rauhen Wirrwar der Realität aud dem Wege ging. Wenn er im Zugabteil sass, konnte er sich auf wirklich wichtige Dinge konzentrieren und so etwas wie Ordnung in der Welt oben erkennen, indem er den Streckenplan der Northern Line an der gegenüber liegenden Wand studierte. Über ihm herrechte nämlich das Chaos. Strassen, Häuser, Läden, Wohnblöcke, Brücken, Autos, Menschen- eine Unzahl miteinander unvereinbarer Phänomene, die sich einer einfachen Klassifizierung entzogen. Wenn er die Streckengrafik ansah, konnte er dieses Durcheinander vergessen. Nach der Station Chalk Farm kam Belsize Park, der wiederum folgte, im Rahmen einer absolut logischen Reihenfolge, Camden Town, so dass er genau wusste, wo er war und wohin die Reise ging. Ausserdem hatte auf dem Plan jede Station genau den gleichen Abstand zu ihren Nachbarstationen; nun wusste er zwar, dass dies in Wirklichkeit nicht zutraf, doch diese schematische Anordung deutete an, dass es so sein sollte. Ginge es nach Dunridge, so wären alle Stationen gleich weit voneinander entfernt. Er hatte sein ganzes Leben mit der Jagd nach Ordnung zugebracht, nach einer abstrakten Ordnung, die an die Stelle verwirrender Erfahrungen hätte treten sollen. Was ihn betraf, so verlieh Vielfalt dem Leben nicht die Würze, sondern einen sehr bitteren Geschmack.
Tom Sharpe Klex in der Landschaft (1986) Seite 58
In Dunridges Privatphilisopie liess sich alles in ein normiertes System einpassen. Auf der eunen Seite gab es den Zufall, eine durch den Kampf bis aufs Messer bluttriefende Natur, und alles war reine Willkür; auf der anderen Seite standen Wissenschaft, Logik und Nummerierung.
Dunridge hatte ein besonderes Faible für die Nummerierung, und seineWohnung in Hendon entsprach diesem Ideal. Alles, was er besass, wurde nummeriert und auf einer Tabelle über seinem Bett eingetragen. Seine Socken beispielsweise hatten die Kennziffer o1-7 wobei sich die 01 auf Dunridge und die 7 auf die Socken bezogund befanden sich in der oberen linken Schublade (1) seiner Kommode 23 die an der Wand 4 seines Schlafzimmers 3 lehnte.Wenn er auf die Tabelle sah und nach 01-7-1--24-4-3 suchte, konnte er seine Socken fast sofort ausfindig machen.
Tom Sharpe Klex in der Landschaft (1986) Seite 58f
Die klassische Mechanik ist ein Teilgebiet der Physik, das bis zum Ende des 19. Jahrhunderts weitgehend vollständig ausgearbeitet wurde und sich vorwiegend mit der Bewegung von Körpern befasst. Die klassische Mechanik diente als Ausgangspunkt der Entwicklung moderner physikalischer Theorien wie der Relativitätstheorie und der Quantenmechanik, deren Entwicklung aufgrund experimenteller Ergebnisse, die nicht mit den Konzepten der klassischen Mechanik vereinbar waren, notwendig wurde. Die klassische Mechanik ermöglicht dennoch sehr genaue Vorhersagen und Beschreibungen derjenigen physikalischen Vorgänge, bei denen relativistische und quantenmechanische Effekte vernachlässigt werden können.
Klassische Mechanik bei wikipedia
Lange Sicht? Auf lange Sicht sind wir alle tot
"Auf lange Sicht sind wir alle tot", sagt Keynes,
Keynes ist tot,
also hat Keynes recht.Urheber mir unbekannt
Wer kurzfristig tot ist, wird auch langfristig nicht leben
Alles, was man im Leben braucht, sind Ignoranz und Selbstvertrauen.
Mark Twain
An der Person Rawley Bradfields exemplifiziert le Carré das Dilemma und den Zynismus des zu Neutralität verpflichteten Diplomaten: Angesichts der honorigen Hintergründe von Hartings selbstgestellter Aufgabe - ein grausames Verbrechen aus der Nazizeit aufzudecken, noch dazu verübt von einem aktiven deutschen Politiker - geht Bradfield auf politische Distanz und pflegt einen wohlkalkulierten Zynismus. "Krisen sind kontrollierbar, Skandale sind es nicht. Haben Sie noch nicht begriffen, dass nur der äußere Schein zählt?" sagt er zu Turner, der sich am Ende der Geschichte auf Hartings Seite stellt. "Ich glaube fest an Heuchelei. Durch nichts anderes kommen wir der Tugendhaftigkeit näher. Sie ist die Verkündigung dessen, was wir sein sollten. ... Ich diene dem äußeren Schein. ...Macht verdirbt immer, aber der Verlust von Macht verdirbt noch mehr. ... Harting hat das Gesetz der Mäßigung gebrochen."n
John le Carré, zitiert nach Eine kleine Stadt in Deutschland bei wikipedia
... hätte er nicht die Bekanntschaft eines alten, halb verdrehten Uhrmachers gemacht, der den Rest seiner Lebenstage und sein bisschen Hab und Gut daran setzte, der undankbaren Menschheit das Perpetuum Mobile zu erfinden. Dieser greise Wohltäter der Menschheit weihte Axel nun in die Geheimnisse seiner Kunst einund zeigte ihm, wie ein Rad dem anderen angepasst werden muss, und an dies Rad eine Rolle, und daran eine Schraube, und daran eine Kurbel und daran wiederum ein Rad - und danach alle wiederum von vorn. Er zeigte ihm Maschinen, die nicht gingen, und wieder einige, die die gingen und einige, die nicht gingen, wie sie sollten. Er zeigte ihm Maschinen, deren Funktionieren Axel begriff, und einige, deren Funktionieren sich für Axel nicht begreifen liess, und wieder andere, deren Funktionieren der Uhrmacher nicht einmal selbst begriff.
Fritz Reuter Das Leben auf dem Lande Seite 155f
Unkel Bräsig sagte zu Karl Hawermann: "Korl, er is seinen gerechten Richter nicht entgangen. - Ich bün en bibitschen mitgegangen, nicht wegen ihm, sondern wegen die armen Kerle von Tagelöhner. Als er selbst zu Raum kam, bin ich weggegangen, ich mochte ihn in seiner smutzigen Erniederung nicht sehen."
Fritz Reuter Das Leben auf dem Lande Seite 595
Manchmal handelt man, um bestimmte Zustände, die einem man für erstrebenswert hält, zu erreichen, und machmal handelt man, um bestimmte Zustände, die einem nicht passen, zu verändern, aus der Welt zu schaffen, zu vermeiden. Ein vorhandener Missstand soll behoben werden: dies wäre ein negatives Ziel. Oder man strebt einen wünschenserten Zustand an: dies wäre ein positives Ziel
Die Unterscheidung von positiven und negativen Zielen mag akademisch klingen, sie ist aber wichtig. Denn in einem Fall, nämlich beim positiven Ziel, will ich etwas bestimmtes erreichen. In dem anderen Fall will ich, dass etwas nicht mehr der Fall ist. Damit ist aber das, was ich erreichen will, zunächst einmal weniger genau festgelegt als im Fall des positiven Ziels.weniger
[Dörner] Seite 75
Vermeidungsziele (also negative Ziele) sind daher oft recht global definiert: "Irgendwie" soll soll es anders werden, : auf jeden Fall ist der jetzige Zustand unerträglich. Auch positive Ziele können global definiert sein; "Ich brauche irgendwas zu essen" zum Beispiel.
Aber es liegt in der Logik des "Nicht", dass dies bei negativen Zielen häufiger der Fall ist. Ein "Nicht-Ofen" oder ein "Nicht-Stul* ist als Objekt viel weniger festgelegt als ein "Ofen" oder ein "Stuhl".
[Dörner] Seite 75
"Ob es besser werden wird, wenn es anders wird, weiss ich nicht, dass es aber anders werden muss, wenn es besser werden soll, das weiss ich!" - dieser Ausspruch Lichtenbergs enthält einen Hinweis auf die Unbestimmtheit eines negativen Zielzustands und zugleich eine Mahnung zur Vorsicht beim Umgang mit solchen Zielen.
[Dörner] Seite 75f
Unklare Ziele sind Ziele, bei denen ein Kriterium, aufgrund dessen sicher entschieden werden kann, ob das Ziel erreicht worden ist oder nicht, felt.
"Die Bibliothek soll benutzerfreundlicher werden!"
Mein Zimmer soll gemütlicher werden!"
Die Stadt muss fussgängerfreundlicher werden!"
In diesen Formulierungen stecken unscharfe, unklare Zielkriterien. Die Komperative deuten an, dass man gar nicht genau weiss, wie der angestrebte Zustand eigentlich aussehen soll; er soll nur eben "anders" sein.
[Dörner] Seite 76
Ausser Unklareit (oder - besser: in der Unklarheit) steckt in den Komperativen der obenstehenden Forderungennoch "Polytelie", "Vielzieligkeit". Dieses Merkmal bedeutet, dass die angestrebte Zielsituation nicht nur einem Kriterium entsprechen muss, sondern mehreren.
[Dörner] Seite 76
Eine "benutzerfreundliche" Bibliothek ist nicht eine Bibliothek mit langen Ausleihfristen. Auch wenn die Öffnungszeiten auch Berufstätigen eine bequeme Ausleihe ermöglichen, ist eine Bibliotek noch nicht benutzerfreundlich. Die weiche Polsterung der Sessel in den Lesesälen macht es auch nicht und auch nicht das grosse Zeitschriftenangebot.Aber all das zusammen nähert sich Benutzerfreundlichkeit schon deutlich.
[Dörner] Seite 76f
Das Stichwort 'Bibliothek' gibt mir, ganz unauffällig, die Gelegenheit, auf einen von mir sehr geschäzten Schriftsteller Tom Sharpe zu kommen. Der folgende Ausschnitt erweitert Dörners Liste auf doch beträchtlich,; insbesondere lernen wir, dass eine benutzerfreundliche Bibliothek keine ist, die sämtliche Ressourcen für ihren Betrieb verschlingt.
In Amerika wurde eine Kartoffel-Maschine erfunden, die allerdings noch verbessert werden muss, weril sie zu gross ist.
Sie pflanzt Kartoffeln, bewässert sie, erntet sie ab, wäscht sie, kocht sie und isst sie auf.Ephraim Kishon
Die Universitätsbibliothek von Kloone ist nicht gerade ein umwerfend schönes Gebäude. Sie steht auf einem grassbewachsenen Hügel, von dem aus die Gaskessel und die chemischen Anlagen erblickt, die den Studenten zur Inspiration dienen und und der Universität zu einem Grossteil ihrer Einnahmen hatten verhelfen sollen. Doch sie erfüllten weder den einen noch den andern Zweck. Die Universität lockte Unmengen unterdurchschnittlicher Kunststudenten an und erwarb sich den zweifelhaften Ruf, unmittelbar nach Oxford die meisten unfähigen Wissenschaftler im ganzen Land hervorzubringen.
Verantwortlich dafür, dass sich die erwartungen ins gegenteil verkehrt hatten, war zu einem grossen Teil das Bibliotheksgebäude verantwortlich. Nachdem es in den späteren fünfziger Jahren ursprünglich als relativ nüchterer Bau konzipiert worden war, bekam es im Anschluss an einen rein zufälligen Besuch von Sir Harold Wilson in dDank des en hitzigen Tagen zu Beginn seiner ersten Amtsperiode ganz neue Dimensionen. Dank des dichten Nebels und der politischen Färbung des Polizeidirektors hatte es Wilson nach Kloone statt nach Macclesfield verschlagen. im dortigen Arbeiterclub in der kurzen Zeit seit seiner Zeit seit seiner Wahlkampagne erfolgten Veränderungen und Errungenschaften hatten ihn derart überwältigt, dass er sich zu einemleidenschaftlichen Plädoyer für die "Schaffung einer Bibliothek" hatte hinreissen lassen, "die als Denkmal und zur Unterstützung des technologischen Fortschritts , den die breite Masse des Volkes miterleben wird, wenn man dieses Beispiel für durchgreifende Verbesserung als Massstab nimmt, unter einer Labour-Regierung bereits erlebt hat."[ ... ]
... worauf die Universitätsverwaltung von Kloone prompt die alten Pläne zerriss und einen Architektutpreis aussetzte, der der dem vom Prmierminister so beredt prophezeite technologische Fortschritt am ehesten Ausdruck verlieh. Die Bibliothek wurde diesen Anfordrtungen mehr als gerecht.
Aus Eisen. und überflüssigerweise Spannbeton errichtet, ein Labyrinth aus Metallrohren und Glasfibersäulen, die allesamt nichts trugen als eine Glaskuppel, verletzte dieses Bibliotheksgebäude aber auch jede Regel des Handbucjs für Energiesparer. Im Sommer dampfte alles in derst tropischer Hitze, dass sich das Steckenbleiben der Aufzüge zwischen den Stockwerken nur nur durch die Installation einer hoch komplizierten und wahnwitzig teuren Klimaanlage verhindern liess. Während der Wintermonate herrschten hingegen arktische Zustände, und die Temperatur sank so rapide, dass es sich häufig als unumgänglich erwies, Bücher, die während des Sommers extremer Trockenheit ausgestzt gewesen waren, mit Hilfe von Mikrowellenherden aufzutauen, um sie überhaupt öffnen zu können, Es war daher die Klimaanlage zusätzlich mit einer Zentralheizung auszustatten, die durch dieselben Rohre gelegt wurde, so das diese schliesslich doch noch Verwendung fanden. Doch selbst dann konnte es passieren, dass die kleinste Wolke bei ansonsten freundlichen Wetter Studenten, die sich eben noch gesonnt hatten, mit Frostbeulen bedrohte.
Im Herbst und im Frühling war es also notwendig, Heizung un Klimaanlage gleichzeitig oder in extrem kurzen Intervallen lsufen zu lassen, um eine halbwegs erträgliche Temperatur zu erzielen. Während einer dieser abrupten Umschaltungen von "heiss" auf "Kalt" geschah es, dass ein riesiges Segment der Glaskuppel, die den Spannungen, die es unterworfen war, nicht so gut ertrug wie die Bibliotheksbenuter, sich und den stellvertretenden Direktor der fünfundsiebzig Meter weiter unten in der Freiluft-Toiletten onanierte,, in ihre Bestandteiele auflöste. Seit jenem schrecklichen Tag heissen diese Toiletten nur noch Todeszellen und werden von den zartbesaiteteren Studenten - sehr zum LLeidwesen der überlebenden Bibliothekare - die sonst an höheren Bildungsstätten durch aus üblichen Hygiene gemieden.
Angesichts eines Ultimatums seitens des Bibliothekspersonals versuchte die Universitätsleitung mit Macht, den Kot aus den Bereichen Altenglisch und Mittelslowenisch wieder an für die Entsorgung geeigneter Orte zurück zu verfrachten, indem sie unterhalb der gigantischen Glaskuppel ein engmaschiges Drahtnetz spannen lies, in der Hoffnung, damit den Studenten Vertrauen in die Toiletten einzuflössen. Diese Massnahme hatte nur zum Teil Erfolg. Zwar bewahrte sie eine Vielzahl wertvoller Bücher vor Zweckentfremdung, doch hatte sie den Nachteil, dass sie die Luftzirkulation stark einschränkte und die Reinigung der Glasflächen zu einer Sisyphusarbeit werden liess. Es dauerte nicht lange, bis die gewaltige Glaskonstruktion ein fleckiges Dunkelgrün angenommen hatte, was immerhin dazu führte, dass sie Bibliothek von aussen einen dezent botanischen Anstrich bekam. Innen konnte von "dezent" keine Rede mehr sein, denn aufgrund des einzigartigen Klimas wucherten dort exotische Bakterien, Flechten und unterste Genüsearten. Grünes Licht sickerte auf die Regale herab und mit ihm sin zarter Schleier von Algen, die sich, nachdem sie sich unter dem Dach verdichtet hatten, hatznäckig im Teppich des Lesesaals und zwischen den Buchdeckeln einnisteten. Die Folge war, dass ein paar Regale im vierzehnten Stock explodierten und mehrere unrtsetzliche Papyrosrollen, Leihgaben der Universität von Port Said in der Handschriftenabteilung so gründlich kompostiert , beziehungsweise eine derart störrische Synthese mit dem Grünzeug eingingen, dass sie jeglichem Entzifferungsversuch ud selbst einer teilweisen Restaurierung widerstanden.
Demgemäss erwiesen die Kosten für den Betrieb der Bibliothek schlichtweg als Kathastrophe für den Universitätshaushalt. Wissenschaft und Technologie lagen darnieder; in den Laboratorien fehlte es an der erforderlichen Ausstattung, und die Physiker, Chemiker und Ingenieure wanderten zu grosszügiger ausgestatteten Einrichtungen ab.Tom Sharpe Feine Familie (Seite 1980) Seite 11ff
Es muss hier wieder betont werden:
Man kann in komplexen Realitätrn nicht nur eine Sache machen. Man kann daher auch nicht nur ein Ziel anstreben. Strebt man ein Ziel an, so kann es sein, dass man dadurch unversehens andere Missstände erzeugt, also neue Probleme schafft.Dass man mehrere Ziele zugleich verfolgt, merkt man manchmal erst, wenn man das eine erreicht hat und - entsetzt, verblüfft, verätgert - feststellen muss, dass man bei der Beseitigung des einen Missstands zwei neue in anderen Bereichen erzeugt hat.Es gibt implizite Ziele, die man zunächst nicht berücksichtigt, von denen man gar nicht weiss, dass man sie anstrebt.
[Dörner] Seite 78
Das klingt vielleicht alles sehr trivial. Die Tatsache aber, dass die meisten Menschen nach dem Prinzip der Überwertigkeit (oder Alleinwertigkeit) des aktuellen ;otivs handeln, ist für viele Fehlplanungenund Fehlverhaltensweisen verantwortlich, wie wir noch sehen werden.
[Dörner] Seite 78
Ziele können also sein;
- Anstrebungs- oder Vermeidungsziele
- allgemein oder spezifisch
- klar oder unklar
- einfach oder mehrfach
- implizit oder explizit
[Dörner] Seite 79
Hat man ein Vermeidungsziel, so sollte man versuchen, das Ziel ins Positive zu wenden. Etwas nicht haben zu wollen, einen vorhandenen Zustand in "irgend etwas" umwandeln zu wollen: das ist zu unspezifisch und als Richtlinie für das Planen und Handeln ganz unzureichend.
Ein Vermeidunngsziel ist oft - das ergibt sich aus seiner Genese: man will etwas nicht haben - zu global
[Dörner] Seite 79
Lange Sicht? Auf lange Sicht sind wir alle tot
Nach
"Auf lange Sicht sind wir alle tot", sagt Keynes,
Keynes ist tot,
also hat Keynes recht.Urheber mir unbekannt
Wer kurzfristig tot ist, wird auch langfristig nicht leben
Aus der Sicht des Standortwettbewerbs gesehen ist also Deutschland mit einen Mindestlohn von 8.50 Euro nicht besser dran als die Schweiz mit ihren rund 4.000 Franken monatlich. Allerdings hat die Schweiz den grossen Vorteil, dass die Zuteilung der Kaufkraft weitgehend über den Markt erfolgt, während Deutschland zu diesem Zweck eine teure Bürokratie aufgebaut hat. Gesamtwirtschaftlich gesehen dürften die Arbeitskosten in Deutschland tendenziell höher sein. Bleibt die Frage, inwieweit es der deutschen Exportindustrie gelingt, die Kosten auf den Staat abzuwälzen bzw. sich um die entsprchenden Steuerlasten zu drücken.
Werner Vontobel Vorteil Schweiz: Unser Mindestlohn ist deutlich höher bei Flassbeck Economics
Die Besatzung des "Volkswagen" bereitet sich auf ihren ersten Flug vor. Wie ein junger Mann, der im Begriff ist, in seinen ersten Sportwagen zu steigen, waaren sie voller Eifer und Begeisterung. Die Leute waren nicht müde auf die Art, wie Lambert müde war, ihre Reflexe liessen nichts zu wönschen übrig, ihr Blick war scharf, und es zuckte in ihren Fingern vor Tatendrang. Lambert glich einem abgespanntenalten Handelsvertreter, der in seine Familienlimousine steigt, um eine kurze Geschäftsreise zu anzutreten, die er schon unzählige Male unternommen hat. Er war müde, abgestumpft, langsam in seinen Reflexen und hatte Angst. Und doch sind es, wie einem jede Versicherungsgesellschaft bestätigen kann, die alten Geschäftsleute mit den Familienlimousinen, die niedrigsten Prämien zahlen, und die Jünglinge in den neuen Sportwagen, die umkommen.
Len Deighton Bomber Seite 259
Letzte Woche hatte er zwei Flieger bestrafen müssen, die in der Mannschaftesmesse Unruhe verursacht hatten.Der eine sollte gesagt haben, "nach diesem Verein hier", womit er die Royal Air Force meinte, wollte er von Vereinen nichts mehr wissen. nicht einmal von einem Sparverein fürs Weihnachtsessen, worauf der andere meinte, für ihn komme sogar das Vereinen der Hände zum Gebet nicht mehr in Frage.
Len Deighton Bomber Seite 349
BW äusserte die Besorgnis, das AM würde nur zu einer einzigen wohlüberlegten Ansicht gelangen, liesse keine Entscheidungsfreiheit und böte keine Alternative. Das stellt in der Praxis kein Problem dar. Wenn das AM unter Druck gesetzt wird, bearbeitet es die Angelegenheit noch einmal, und vertritt dann genau dieselbe wohlüberlegte Ansicht. Wenn der Aussenminister auf Alternativen besteht, zwingt das Aussenministerium ihm die gewünschte Entscheidung auf, indem es ihm drei Möglichkeiten vorlegt, von denen zwei, genau betrachtet, identisch sind. Die dritte wird natürlich absolut unannehmbare Vorschläge enthalten wie "Bombardieren Sie Warschau" oder "Besetzen Sie Frankreich
[...]
Phase Eins: Wir sagen, es wird nichts passieren
Phase Zwei: Wir sagen, es passiert vielleicht etwas, aber wir sollten nicht vorpreschen
Phase Drei: Wir sagen, man müsste vielleicht etwas unternehmen, aber wir können leider nichts machen
Phase Vier: Wir sagen, man hätte vielleicht etwas machen können, aber jetzt ist es zu spät
Anthony Jaye Yes Premierminister Jonahan Lynn München 1987
... weil man problematische Punkte immer am besten gleich im Titel abhakt. Denn da würden sie weniger Schaden anrichten als im Text. Das ist das Gesetz der reziproken Relevanz: Je weniger man in einer Sache machen möchte, um so mehr muss man darüber sprechen.
Yes Minister Anthony Jaye, Jonahan Lynn München 1981
Himmel ist, wenn die Franzosen kochen, die Briten die Polizei stellen, die Deutschen für die Technik und die Italiener für die Liebe zuständig sind und wenn die Schweizer alles organisieren. Hölle ist, wenn die Franzosen für die Technik zuständig sind und die Schweizer für die Liebe; wenn die Deutschen Polizisten sind, die Briten kochen und die Italiener alles organisieren.
Scherz
Plötzlich sah ich alles in einem ganz anderen Licht. Ich durchwühlte die fünf Aktenkoffer – sie waren vollgestopft mit Machbarkeisstudien, technischen Berichten, uralten Papieren von irgendwelchen Ausschüssen, Büromaterialanforderungen ... Müll! Das ist der absolute Papierkrieg! Diese miesen Typen! Entweder sie geben einem so wenig Informationen, dass man die Fakten nicht kennt, oder so viele, dass man sie nicht finden kann. Man kann anscheinend nicht gewinnen. Die scheuchen einen dauernd hin und her.
Yes Minister Anthony Jaye, Jonahan Lynn München 1981 Seite 182
Gleich nach dem Abendessen nahm ich mir die roten Aktenkoffer vor und siehe da: Gabz unten im fünften Koffer fand ich eine "Sachvorlage" zum Thema Datenbank. Nicht nur, dass sie ganz unten im fünften Koffer lag, um ganz sicher zu sein, hatten sie sie auch noch zwischen die Seiten eines achzigseitigen Berichts über Fürsorgeverfahrensfragen gesteckt. [...] In der Vorlage waren alle erwarteten Verzögerungsfloskeln zu finden: "Thema noch in der Diskussion ... Programm noch nicht vollständig ... nicht übereilen ... falls keine gegenteilige Anweisung, schlage ich vor, weitere Entwicklung abzuwarten" Annie schlug vor, ich solle Humphrey anrufen und ihm sagen, dass ich damit nicht einverstanden sei. Ich zögerte – e war 2:00 Uhr morgens, der würde doch bestimmt tief schlafen. "warum sollte der schlafen dürfen, wenn Du noch arbeiten musst?" fragte mich Annie. "Der hält Dich seit drei Monaten auf Trab. Jetzt bist Du dran." [...] Humphrey meldete sich mit einem merkwürdigen Grunzen. Ich hatte ihn offensichtlich geweckt. "Humphrey, entschuldigen Sie, dass ich jetzt noch anrufe. Ich hoffe, ich habe Sie nicht beim Essen oder sonst was gestört?" [...] Ich liess ihn wissen, dass ich mich gerade mit dem Datenbankpapier beschäftigen würde. "Oh, Sie haben es gefun.." Er korrigierte sich, ohne eine Pause zu machen. "Sie haben es gelesen" Ich sagte ihm, ich hätte mir gedacht, ich müsste ihm sofort mitteilen, dass ich nicht glücklich damit sei, dass ich wüsste, er würde mir dankbar sein, sich noch ein wenig mit etwas anderem beschäftigen zu dürfen, und dass ich hoffte, es würde ihm nichts ausmachen, dass ich angerufen hätte. "Aber nein, Minister, es ist mir immer ein Vergnügen, wenn Sie mich anrufen", log er, und ich glaube, er hat den Hörer auf die Gabel geknallt. [...] Nachdem ich aufgelegt hatte, fiel mirvein, dass ich vergessen hatte, ihm zu sagen, dass ich ihn morgen früh ... unbedingt noch mit ihm darüber sprechen müsste. Ich war schon dabei, den Hörer wieder abzunehmen, als Annie meinte: "Nein, ruf ihn jetzt nicht an." Ich war überrascht, dass sie auf einmal soviel Verständnis und Rücksicht ... bewies, aber sie hatte ja recht. "Nein, ich glaube, es ist wirklich ein bisschen spät." Sie lächelte: "Ja. Gib ihm noch zehn Minuten"
Yes Minister Anthony Jaye, Jonahan Lynn München 1981 Seite 122f
In Wolfgang Petersens Film Das Boot (1981) sinniert Leutnant Werner, als sie im U-Boot festsitzend den Tod vor Augen haben, über seine Situation und das Gedicht Schlacht - Das Maß von Binding: "Ich habe es ja selbst so gewollt. Einmal vor Unerbittlichem stehen, Wo keines Mutter sich nach uns umsieht, Kein Weib unsern Weg kreuzt, Wo nur die Wirklichkeit herrscht, Grausam und groß. Ich war ganz besoffen davon."
Napoleon: Wir müssen an den Strassen Platanen pflanzen, damit die Soldaten im Schatten marschieren können.
General: Aber das dauert doch mindestens 20 Jahre, bis die hoch genug gewachsen sind.
Napoleon: Dann sollten wir schleunigst mit dem Pflanzen anfangen.?
Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache - auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.
Hanns Joachim Friedrichs
Perikles by Powerpount ...
"Wer war denn dieser Cicero?" "Der grösste Redner des Altertums." "Ih, da frag ich nicht nach; ich mein, was was er for'n Geschäft hatt: War er Landmann oder ein Kaufmann oder war er bei'n Amt angestellt, oder war er en Doktor, oder was war er?" "Ich sage Ihnen ja, er war der grösste Redner des Altertums." "In, Altertum hin, Altertum her. Wenn er weiter nichts war – ich kann die ollen Drähnbartels nich leiden"
Fritz Reuter Das Leben auf dem Lande
"Unsichtbare, rosafarbene Einhörner sind Wesen mit großer spiritueller Macht. Wir wissen dies, da sie fähig sind, gleichzeitig rosafarben und unsichtbar zu sein. Wie alle Religionen basiert der Glaube an das Unsichtbare rosafarbene Einhorn auf Glauben und Logik: Wir glauben, dass es rosafarben ist, aber logisch betrachtet wissen wir, dass es unsichtbar ist, da wir es nicht sehen können." – Steve Eley
Es scheint indessen dennoch interessant – und Fans wie Hasser hben sich auch ausgiebig damit beschäftigt -, wieviel Krupp nun wirklich am Krieg 1914/18 verdient hat. Der grosse Krupp-Bewunderer Dr.Dr.h.c. Gustav mit dem Eisernen Kreuz, hat zu dem Problem lange geschwiegen, es erst im Januar 1934 angeschnitten und dann zur allgemeinen Verblüffung erklärt: "Es blieb oberster Grundsatz vom ersten Tage des Krieges, dass die Inhaber des Unternehmens am Kriege kein Geld verdienen wollten." "Taffy" erntete damals für diese auf den ersten Blick etwas kühne, bei näheren Hinsehen aber sehr vieldeutige Behauptung, wie das Protokoll vermerkt, "lang anhaltenden Beifall", wohl auch einzelne Bravo-Rufe, und der junge Direktions-Assistent, der für das Direktorium die Rede entworfen hatte, die – nach einigen geringfügigen Korrekturen – vom Chef verlesen worden war, fühlte sich gewiss sehr geschmeichelt. Es war ja auch wirklich eine sehr hübsche Formulierung ... Abgesehen davon, dass es keine "Inhaber" gegeben hatte, sondern nur die Fast-Allein-Aktionärin Bertha, und wenn man ferner unberücksichtigt lässt, dass bei aller deutlichen Erinnerung an gute Absicht, die das Wort wollten zum Ausdruck brachte, später dann doch erzielte Gewinne unerwähnt blieben, besagt die Formulierung ja keineswegs, dass überhaupt kein Geld verdient werden sollte, sondern nur nicht am Kriege, also nicht (oder nicht viel) mehr als im Frieden – etwa in dem Sinne, dass man in Essen, als plötzlich die lang erwartete, noch nie zuvor dagewesene Nachfrage nach Kanonen, Granaten, Panzerplatten, Stacheldraht und U-Booten einsetzte, nun nicht etwa sogleich beschloss, die Preise zu verdoppeln oder gar zu verdreifachen, was ja auch möglich gewesen wäre. Vielmehr war man überein gekommen, sich patriotisch weiter mit dem zu bescheiden, was man seit eh und je auf die Kosten aufgeschlagen hatte- nur mit ganz geringfügiger Korrektur nach oden, weil man zwar am Kriege kein Geld verdienen wollte, dies auch zum obersten Grundsatz vom ersten Tage an erhob, die Direktion aber darauf bestand, wenigstens eine kleine zusätzliche Reserve für alle Fälle zu bilden, am besten im neutralen Ausland ... Bernt Engelmann Krupp München1970 Seite 267
Martin Beck zog das Telefon an sich heran [...]
Die Pathologin schien erstaunt. "natürlich", sagte sie. "Ich erinnere mich. Der Bericht wurde hier vor ungefähr zwei Wochen abgeschickt."
"Ich weiss."
"Ist irgend etwas unklar?"
"Es gibt nur ein paar Dinge, die ich nicht verstehe."
"Die Sie nicht verstehen? Wieso?"
War ein leicht verletzter Unterton in der Stimme?
"Ihrem Bericht zufolge soll der Betreffende Selbstmord begangen haben." "Aber sicher." "Auf welche Weise?" "Geht das nicht aus dem Bericht hervor? Habe ich mich wirklich so unklar ausgedrückt?" "Nein, durchaus nicht." "Was ist es denn, was Sie nicht verstehen?" "Ziemlich viel, wenn ich ehrlich sein soll. Aber das liegt natürlich an meinem eigenen Unwissen." "Sie meinen die Terminologie?" "Unter anderem." "Man muss immer mit gewissen Schwierigkeiten dieser Art rechnen, wenn man keine medizinischen Kenntnisse hat", sagte sie tröstend. Ihre Stimme war hellund klar. Sie war sicher sehr jung. Martin Beck schwieg eine Zeitlang. An dieser Stelle hätte er sagen sollen: Meine liebe junge Dame, dieser Bericht ist nicht für Pathologen, sondern einen anderen Personenkreis bestimmt. Er ist von der Ordnungspolizei angefordert worden und hätte also so formuliert worden müssen, dass auch ein Polizeiassistent ihn hätte begreifen können. Aber das sagte er nicht. Warum?May Sjöwall / Per Wahlöö Verschlossen und Verriegelt 1975
Wanda: But you think you're an intellectual, don't you, ape?
Otto: [superior smile] Apes don't read philosophy.
Wanda: Yes they do, Otto, they just don't understand it! Let me correct you on a few things;
Aristotle was not Belgian!
The central message of Buddhism is not "Every man for himself!"
And the London Underground is not a political movement!
Those are all mistakes. I looked them up.
"Ich darf dich da in ein paar Dingen berichtigen. Okay?
Aristoteles war kein Belgier.
Und die Hauptbotschaft des Buddhismus lautet nicht: "Jeder kämpft für sich selbst."
Und die Londoner Untergrundbahn ist keine politische Bewegung.
Das alles waren Fehler von dir, Otto. Ich hab´s nachgeprüft."A Fish called Wanda
An dieser Stelle lohnt sich ein genauerer Blick auf ein Nebengleis der Metapher, den Blumenberg anbietet. Vor allem dort, wo sie nicht als solche wahrgenommen, sondern für Begriffe gehalten werden, sieht er neben den absoluten Metaphern eine Fülle unklarer Denkformen etabliert, die im Vorfeld der Begriffsbildung stehen, darüber allerdings nicht hinaus kommen. Durch sie wird keine Totalität des Verstehens erzeugt, sondern ein diffuser und ornamentaler Interpretationswirrwarr, von Begriffsbildung kann keine Rede sein. In seinem Theoriefragment der Metaphorologie spielt dieser Umstand für Hans Blumenberg keine so große Rolle - trotzdem lohnt es sich, diesen Aspekt weiter zu verfolgen.
Michael Reitz Der Geist ist sich selbst voraus Die Metaphernlehre des Philosophen Hans Blumenbergs
Eine wahre Flut von verdunkelnden Metaphern entsteht mit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise um das Jahr 2010 herum. Banken oder ganze Staaten sind nicht etwa hoffnungslos pleite, sondern nach den Regelungen des inoffiziellen Sprachspiels lediglich in Schieflage geraten. Wer oder was schief liegt, aus der Spur gerät, neben der Musik läuft, kann mit vereinter Anstrengung und nüchternem Expertenwissen wieder auf die rechte Bahn gebracht werden. Die Assoziation zu einem schräg stehenden Hochhaus, das jeden Moment einstürzen kann, gilt es zu vermeiden - deshalb sollen entstehende Verluste aufgefangen, abgefedert oder wattiert werden. Dass dieses zum Pittoresken umgelogene Desaster dreistellige Milliardenbeträge verschlingt, gerät nicht ins Blickfeld.
Michael Reitz Der Geist ist sich selbst voraus Die Metaphernlehre des Philosophen Hans Blumenbergs
Ein Bankenrettungsfonds wird geschaffen - der Subtext hierzu: Fonds bedeutet, dass jeder gleichberechtigt einzahlt und nicht der eine mehr und der andere weniger oder gar nichts. Rettung beinhaltet eine barmherzige Hilfeleistung für jemanden, der sich allein nicht mehr zu helfen weiß. Ein in der Finanzgeschichte einmaliger Erpressungsvorgang durch die großen internationalen Geldinstitute wird so zu einer solidarischen Tat, einem Akt der tätigen Nächstenliebe. Ein festgeschnürtes Rettungspaket, ein ganzes Bündel von Maßnahmen evoziert ein Handeln der Vernunft gemäß, da die Metaphern in den Status von Begriffen transponiert werden.
Michael Reitz Der Geist ist sich selbst voraus Die Metaphernlehre des Philosophen Hans Blumenbergs
Ein Mann geht durch den Wald. Von weitem schon hört er wüste Flüche, Ächzen, Gestöhn. Nähertretend stösst er auf einen Gnom, der im Schweisse seines Angesichts an einem Baum herum sägt. Eine Weile schaut der Mann dem Schauspiel zu. Dann: "Sie müssen mal ihre Säge schärfen!" Grunzt der Gnom, unablässig heftig weiterarbeitend "Keine Zeit!"
? Volksweisheit?
Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich.
? Volksweisheit?
Auf dem Schreibtisch von Generalbundesanwältin Monika Harms haben Reporter einen Zettel mit einem Spruch gesichtet: "Frauen müssen alles doppelt so gut machen wie Männer - glücklicherweise ist das nicht schwer."
"Die Dislzierung unserer Streitkräfte muss unter der Prämisse einer nachhaltigen Restrukturierung betrachtet werden, wobei eine Übergabedividende unter Berücksichtigung einer Reinvestirung in noch nicht befriedete Regionen betrachtet werden muss."
Wenn Sie diesen Satz verstehen, hat er seinen Zweck verfehlt.
Georg Schramm Herrschaftssprache – Bin ich zu blöd für
"Hab ich keine Ahnung von. Wissen nur die Experten. Bin ich zu blöd für."
Zu Beginn seiner vermeintlichen Rettung hatte Griechenland 300 Milliarden Euro Schulden, die von Banken, Hedgefonds und vermögenden Privatanlegern gehalten wurden. Heute hat Griechenland 360 Milliarden Euro Schulden, aber für 300 Milliarden davon haften jetzt die europäischen Steuerzahler.
Sahra Wagenknecht in der Bundestagsdebatte am 29. Juni 2012
"Wo wir geblieben sind,, da bleiben wir nu auch ", habe ich gesagt. Wir borgen, wo's gut is; wir machen mit, was gut is. Wir werden auch Volk, wenn's verlangt wird. Lass dir en Bort stehn, David", hab ich gesagt, "die Szaiten sind dernach". - "Na, und wenn andere Szaiten kommen?", hat er gefragt. - "Denn schneids du dir den Bort ab.", hab ich gesagt., "denn sind die Szaiten nichtmehr dernach".
Fritz Reuter Das Leben auf dem Lande
"Darby M'Graw!" klagte er. "Darby M'Graw! Darby M'Graw!" immer wieder und wieder, und dann in etwas höherem Tonfall mit einem grässlichen Fluch, "Bring den Rum nach achtern, Darby M'Graw!"
Captain Flint in Savannah, GeorgiaRobert Lous Stevenson Die Schatzinsel
Alle Gesellschaft bildet von Natur eine Aristokratie. Die Sozialdemokratie kennzeichnet den Unsinn ihrer Bestrebungen bereits durch den Namen. Wie mit dem Staat gegeben ist der Unterschied von Obrigkeit und Untertan, der niemals aufgehoben werden kann, so ist mit dem Wesen der Gesellschaft ein für allemal gegeben die Verschiedenheit der Lebenslage und der Lebensbedingung ihrer Glieder ... Sieht man genauer hin, so liegt es ebenfalls in der menschlichen Natur begründet, dass die ungeheure Mehrheit der Kräfte unseres Geschlechts aufgehen muss in der Befriedigung der gröbsten Lebensbedürfnisse. Das blosse Dasein zu fristen ist dem Barbaren der Hauptinhalt des Daseins. Und so gebrechlich und bedürftig ist von Natur aus unser Geschlecht, dass auch auf höheren Kulturstufen die ungeheure Mehrheit der Menschen immer und überhaupt der Sorge um das Leben, der materiellen Arbeit ihr Dasein widmen muss, oder um es trivial auszudrücken: Die Masse wird immer Masse bleiben müssen. Keine Kultur ohne Dienstboten. Es versteht sich doch wohl von selbst, wenn nicht Menschen da wären, welch die niederen Arbeiten verrichten, so könnte die höhere Kultur nicht gedeihen. Wir kommen zu der Erkenntnis, dass die Millionen schmieden, ackern und hobeln müssen, damit einige Tausend forschen, malen und dichten können. Das klingt hart, aber es ist wahr und wird in aller Zukunft wahr bleiben. Mit Jammern und Klagen ist hiergegen gar nichts auszurichten. Der Jammer entspringt auch nicht der Menschenliebe, sondern dem Materialismus und Bildungsdünkel unserer Zeit.
Heinrich von Treitschke (1834-1896)Zitiert nach Christian Graf von Krockow Hitler und seine Deutschen Seite 88
Ernest Renan
Bekannt ist Renan auch für seine Rede vom 11. März 1882 in der Sorbonne: Was ist eineNation?, in der er folgende, moderne Definition gibt:
"Die Nation ist eine große Solidargemeinschaft, die durch das Gefühl für die Opfer gebildet wird, die erbracht wurden und die man noch zu erbringen bereit ist. Sie setzt eine Vergangenheit voraus und lässt sich dennoch in der Gegenwart durch ein greifbares Faktum zusammenfassen: die Zufriedenheit und den klar ausgedrückten Willen, das gemeinsame Leben fortzusetzen. Die Existenz einer Nation ist (man verzeihe mir diese Metapher) ein tägliches Plebiszit, wie die Existenz des Individuums eine ständige Bekräftigung des Lebens ist."
Wenige Tage nach der Ankunft behauptete Treptow: Kultur zeige sich im Gebrauch von Seife. Es gab tatsächlich in Bethanien Einwohner, die sich seit über zehn Jahren nicht mehr gewaschen hatte, trotz aller Überredungskünste der Missionare. Hartmann nahm kurz die Pfeife aus dem Mund und sagte: Ach, wissen Sie, da überschätzen Sie doch etwas die Seife. Da lasse sich Kultur sicher weit eher im Gebrauch der Pfeife ablesen, obwohl das natürlich auch eine einseitige Betrachtungsweise sei. Aber richtiges Rauchen erfordere einen ausgebildeten und verfeinerten Geschmack, und das Rauchen sei, wenn es richtig gehandhabt wird, eine komplizierte Technik, und danach könnte man sagen, dass die Hottentotten eine höchst entwickelte Kultur haben. Hartmann schob die Pfeife zwischen die Zähne und sagte noch: Einseifen dagegen ist doch sehr simpel.
Uwe Timm, Morenga S.258
Die Regel lautet: Morgen Marmelade und gestern Marmelade, nie aber heute Marmelade."
"Irgendwann muss es aber doch auch einmal -heute Marmelade- heißen!", wandte Alice ein.
"Nein das geht nicht.", sagte die Königin.
"Marmelade gibt es jeden zweiten Tag. Heute ist kein zweiter Tag."Lewis Carroll Alice im Wunderland
'E's not pinin'! 'E's passed on! This parrot is no more! He has ceased to be! 'E's expired and gone to meet 'is maker! 'E's a stiff! Bereft of life, 'e rests in peace! If you hadn't nailed 'im to the perch 'e'd be pushing up the daisies! 'Is metabolic processes are now 'istory! 'E's off the twig! 'E's kicked the bucket, 'e's shuffled off 'is mortal coil, run down the curtain and joined the bleedin' choir invisibile!! THIS IS AN EX-PARROT!!
Monty Python The dead parrot scetch
"Und die grauen Busse", murmelte Saab. "Haben Sie gelesen, was mit den Bussen der Leibwache war? Sie waren grau, Bradfield, grau!"
"Ist das von Bedeutung?"
"Es war es, Bradfield. Vor etwa tausend Jahren war es das verdammt von Bedeutung, mein Lieber."
"Ich habe die Pointe leider nicht nicht mitgekriegt"John le Carré Eine kleine Stadt in Deutschland - A Small Town in Germany 1968
"Schleppen Sie das Ding überall mit sich herum?"
"Früher hatte ich eine Geige. Sie fiel in Léopoldville auseinander. Der Leim war geschmolzen. Es ist furchtbar schwer in Kultur zu machen, wenn der Leim schmiltzt."John le Carré Eine kleine Stadt in Deutschland - A Small Town in Germany 1968
" ... Das einfachste Modell dafür ist ein Kartenhaus. Man kann es nicht beliebig hoch bauen, es wird irgendwann zusammenfallen - das ist so selbstverständlich, dass man dazu keine Berechnungen braucht."
"Ein Kartenhaus? Und konkreter?"
"Die Holenbach-Theorie. Bei der Zunahme des Wissensstandes gibt es keine Personen, die unersetzbar wären. Hätte es Planck, Fermi, Lise Meitner, Einstein und Bohr nicht gegeben, so wären die Entdeckungen, die zum Bau der Atombombe führten, von anderen gemacht worden. Das von den Amerikanern errungene Monopol währte nur kurz und wurde gekontert. Mit Nukleargeschossen können sich die Gegner Jahrzehnte in Schach halten, sich an Zielgenauigkeit und Zerstörungskraft zu überbieten suchen.
Die Siderologie bietet diese Chancen nicht. Zur Erkenntnis der nuklearen Reaktionen, der kritischen Masse und des Bethe-Zyklus geht es über eine Reihe von Schritten, die Sideraltechnologie hingegen wird auf einen Schlag erworben: Vor der Entdeckung des Holenbach-Intervalls weiß man nichts, hinterher aber alles!Stanislaw Lem Fiasko S. 323
,, die Sideraltechnologie wird auf einen Schlag erworben:
Vor der Entdeckung des Holenbach-Intervalls weiß man nichts, hinterher aber alles!Stanislaw Lem Fiasko S. 323
Die Entscheidungen in kritischen Situationen, in extremis, wurden hingegen von dem blitzartig reagierenden Kern getroffen, der nicht größer war als ein Taubenei. Er hieß GOD - General Operational Device. Nicht alle hielten den Zufall für den Urheber dieser Abkürzung. HERMES war mit zwei GODs ausgerüstet, die EURYDIKE hatte achtzehn.
Stanislaw Lem Fiasko S. 323