Einleitung

Im Jahre 1975 beendete Joseph Weizenbaum sein Hauptwerk "Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft ", und in dem Jahr nahm ich das Studium der Informatik auf. Natürlich nicht wegen dieses Buches, sondern wegen eines Mädchens, das Chrisiane hiess.
Im Jahre 2008 ist Joseph Weizenbaum dann gestorben, und ich bin nun in den Ruhestand getreten. Und den will ich damit beginnen, dass ich alle diese Bücher wieder lese, deren Ideen mich in den vergangenen 40 Jahren inspiriert haben – beruflich, aber damit natürlich auch menschlich; nicht zuöetzt im Bereich Fotografie. Und da steht dieses Buch ziemlich weit oben: Nachdem ich das Büchlein wieder durchgelesen habe, stelle ich mit Erstaunen, manchmal sogar mit Erschrecken fest, wie sehr mich die darin enthaltenen Ideen, oft auf verschlungenen Wegen, beeinflusst haben. Worum ging rd ihm in seiner Zeit, und worum geht es mir in dieser Zeit?

Die instrumentelle Vernunft hat aus Worten einen Fetisch gemacht, der von schwarzer Magie umgeben ist. Und nur die Magier haben die Rechte der Eingeweihten. Nur sie können sagen, was die Worte bedeuten. Und die spielen mit Worten und betrügen uns. Wenn Skinner die Naturwissenschaften dem "common sense" gegenüberstellt und behauptet, die erstere sei diesem weit überlegen, dann meint er seine "Verhaltenswissenschaft", und das Wort "common" in "common sense" hat bei ihm eine abwertende Bedeutung. Er meint keinen "common sense", dem eine gemeinsame kulturelle Perspektive einigt, noch einen, der ohne "vernünftigen" Grund bei dem Gedanken erschrickt, Freiheit und Würde seien absurde und überholte Begriffe. Der Technologe behauptet immer wieder, Ansichten wie die hier vorgetragenen seien anti-technisch, anti-wissenschaftlich und schließlich anti-intellektuell. Er wird versuchen, alle Argumente gegen seine größenwahnsinnigen Visionen als Argumente für die Abkehr von Vernunft, Rationalität Naturwissenschaft und Technik auszugeben, als Plädoyer für pure Intuition, Gefühl, drogen-induziertes Bewusstsein usw. In Wirklichkeit spreche ich für eine Rationalität. Aber ich behaupte, dass man Rationalität nicht von Intuition trennen kann. Ich plädiere für den rationalen Einsatz von Naturwissenschaft und Technik, nicht für deren Mystifikation und erst recht nicht für deren Aufgabe. Ich fordere die Einführung eine ethischen Denkens in die naturwissenschaftliche Planung. Ich bekämpfe den Imperialismus der instrumentellen Vernunft, nicht die Vernunft an sich.

Weizenbaum Seite 334

Als Weizenbaum dies schrieb, machten sich die Chicago Boys auf, ihm (und uns) den Begriff "Freiheit" zu entwinden und daraus eine Idelogie zu machen, den Freiheit-ismus; wohlklingender Liberalismus. Und um eine Verwechselung altfränkisch absurder und überholter Begriffe und Vorstellungen mit den neuen Inhalte zu vermeiden, und weil "neu" und "besser" ja gleichbedeutend ist, wurde noch ein "Neo" davorgeklatscht. Schwarze Magie ...

Bleibt die Würde- für mich ein Schüsselwort, untrennbar verbunden mit dem ersten Satz des Grudgesetzes der Bubdesrepubkik Deutschland: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das Grundgesetz beschreibt in mindestens 19 folgenden Artikeln genauer, was darunter zu verstehen ist; Weizenbaum fasst dies zusammen:

Ein Individuum wird überall enthumanisiert, wo es nicht als ganze Person behandelt wird.

Weizenbaum Seite 347

Nun sieht es mir nicht danach aus, als ob das Problem Technologie oder instrumentellen Vernun heute noch jemanden interessiert.

Merkwürdig vertraut aber klingt aber ... Ansichten wie die hier vorgetragenen seien anti-technisch, anti-wissenschaftlich und schließlich anti-intellektuell. Keine Argumentation zur Sache, sondern eine argumentum ad hominem Nicht auf den Ball, sondern auf den Mann ird gespielt.

Und die spielen mit Worten und betrügen uns.

Oh ja, das ist geblieben, das ist auch heute noch so!.

"Sie sind wohl gegen ... die Freiheit  ... die Demokratie ... die Wirtschaft .. Europa  ..-!

Worthülsen, .. die Hirne vernebeld, verdunkelnd ... , aneinander gereiht.

In der Rhetorik der technischen Elite ist die korrumpierende Sprache fest verankert.

Weizenbaum Seite 328

Weizenbaum ging es damals um die technische Elite, die heute abgelöst ist durc eine wirtschaftliche Elite. Selbst ernannnt auch sie; von niemandem gewählt, von niemandem kontrolliert - vor allem aber: von niemandem hinterfragt. Das Outfit des Schamanen hat sich geändert - der weisse Laborkittel des Narur-Wissenschaftlers ist abgelöst durch den blauen Massanzug des Wirtschaftsw-Wssenschaftlers - aber an den Ritualen geändert hat sich nichts - fauler Zauber, nach wie vor. Noch immer gilt es, das von ihnen verursachte Schellengebimmel wegzufiltern und mit frischer Luft den Schwefelgestank ihrer Nebelkerzen zu vertreiben-

Ein Bankenrettungsfonds wird geschaffen - der Subtext hierzu: Fonds bedeutet, dass jeder gleichberechtigt einzahlt und nicht der eine mehr und der andere weniger oder gar nichts. Rettung beinhaltet eine barmherzige Hilfeleistung für jemanden, der sich allein nicht mehr zu helfen weiß. Ein in der Finanzgeschichte einmaliger Erpressungsvorgang durch die großen internationalen Geldinstitute wird so zu einer solidarischen Tat, einem Akt der tätigen Nächstenliebe. Ein festgeschnürtes Rettungspaket, ein ganzes Bündel von Maßnahmen evoziert ein Handeln der Vernunft gemäß, da die Metaphern in den Status von Begriffen transponiert werden.

Michael Reitz Der Geist ist sich selbst voraus Die Metaphernlehre des Philosophen Hans Blumenbergs

Worum es auf dieser Homepage gehen soll ...

Um Wortgeklingel also soll es gehen, - rauschend raunende Runen ruinieren! - um die Art, wie wir miteinander reden – aber eher darum, wie mit uns geredet wird. Um Information und Informations-Austausch. Um die Monolage der veröffentlichten Meinung in Presse, Funk und Fernsehen.Um Die Macht der Schwätzer und die Ohnmacht der Vernünftigen". Beabsichtigt ist, die Macht der Metapher zu brechen. Und zwar dadurch, dass ein Kristallisationspunkt für Fragen angeboten wird. Für den, den Text, die Gedanken des Herrn Reitz zum Bankenrettungsfonds kennt, ist die Macht der Metapher gebrochen.Aber nicht immer und nicht überall wird und jemand so hifreich zur Seite springen - Denken muss man schon selbst, und Wem dient das Wozu? als die Grundsätzliche Frage zu Allem ist dazu erst einmal kein schlechter Ansatz.

Hingegen geht es Tannhaeuser nicht um Antworten. Ist die Frage erst einmal in der Welt - die Antworten müssen persönlich gefunden werde; sie  sind zeitbedingt und wechseln. Das sollen sie auch. Nicht Standpunkte, Ausgangspunkte werden gesucht.   

Ein Standpunkt ist ein geistiger Horizont mit Radius Null.

Andeas Hurni

... und worum es nicht gehen soll ...

... man kann dem Hai nicht vorwefen, dass er kein Vegetarier ist-

Bernt Engelmann Krupp Seite tbf

Ganz gewiss soll es nicht um die Hohepriester dieser neuen Religion gehen.

Darauf wird später genauer eingegangen - Arbeitstitel Die Moral der Dr.Seltsams oder Guter Wille, böse Absicht?

Auch um die Suche nach dem Schuldigen, oder einem Schuligen, oder doch nach jemanden, den man Verantwortlich nachen kann . geht es Tannhaeuser nicht. Für den verzweifelt in der Milch strampelnden Frosch ist das eine Frage, die vom aktuellen Problem nur ablenkt, und er tut gut daran, allen zu misstrauen, die ihn damit beschäftigen möchten.  

Wir suchen nicht nach einem Schuldigen. Warum auch. Wir haben ihn ja schon.

Paraphrase auf E.A.Kremer (EAK):
Ich bin eigentlich nicht gegen den Trend,
wie könnte ich auch, ich kenne ihn ja kaum.

Es führt nach meiner Ansicht zu nichts, jetzt auf irgendwem mit dem Finger zu deuten, und ausserdem ist Ed Ristow ein kranker Mann.

John le Carre Eine Art Held

Martin Beck zog das Telefon an sich heran [...]
Die Pathologin schien erstaunt. "natürlich", sagte sie. "Ich erinnere mich. Der Bericht wurde hier vor ungefähr zwei Wochen abgeschickt."
"Ich weiss."
"Ist irgend etwas unklar?"
"Es gibt nur ein paar Dinge, die ich nicht verstehe."
"Die Sie nicht verstehen? Wieso?"
War ein leicht verletzter Unterton in der Stimme?
"Ihrem Bericht zufolge soll der Betreffende Selbstmord begangen haben." "Aber sicher." "Auf welche Weise?" "Geht das nicht aus dem Bericht hervor? Habe ich mich wirklich so unklar ausgedrückt?" "Nein, durchaus nicht." "Was ist es denn, was Sie nicht verstehen?" "Ziemlich viel, wenn ich ehrlich sein soll. Aber das liegt natürlich an meinem eigenen Unwissen." "Sie meinen die Terminologie?" "Unter anderem." "Man muss immer mit gewissen Schwierigkeiten dieser Art rechnen, wenn man keine medizinischen Kenntnisse hat", sagte sie tröstend. Ihre Stimme war hell und klar. Sie war sicher sehr jung. Martin Beck schwieg eine Zeitlang. An dieser Stelle hätte er sagen sollen: Meine liebe junge Dame, dieser Bericht ist nicht für Pathologen, sondern einen anderen Personenkreis bestimmt. Er ist von der Ordnungspolizei angefordert worden und hätte also so formuliert worden müssen, dass auch ein Polizeiassistent ihn hätte begreifen können. Aber das sagte er nicht. Warum?

May Sjöwall / Per Wahlöö Verschlossen und Verriegelt 1975

Das Fernsehen berichte vor einiger Zeit von den Schwierigkeiten eines griechischen Hotels - landschaftlich sehr schön gelegen, mit viel Grün in den gepflegten Aussenanlagen. Sehr edel und sehr teuer - und wohl mit den ensprechenden Rendite-Erwartungen und Folgen für den Kapitaldienst. Die Reporterin berichtet aus dem Off. Ihre Stimme war hell und klar. Sie war sicher sehr jung.  Die Schwierigkeiten des Hotels seien lediglich darauf zurückzuführen, dass die Angestellten, Koch wie  Kellner, Gärtner wie Zimmermädchen, - zu viel verdienten; ja gar  so viel, dass es für sogar ihren Lebensunterhalt reichte. Irgendwelche Spekulationen über Haarfarbe und Rocklänge sind hier gänzlich fehl am Platze -  Tannhaeuser begnügt sich mit der Feststellung, dass sie auch so ein Mensch eigenen Rechtes ist, mit vielen lieben- und schätzenswerten Eigenschaften. Und wendet sich seinem dringlichen Problem zu, nämlich der Frage, ob sein Text  so formuliert worden ist , dass auch ein Polizeiassistent ihn hätte begreifen können . Solange  das nicht sichergestellt ist, muss dieses gewiss sehr interessante Thema leider warten.

... und woraus es entstand ...

Vor einigen Jahren sah ich mich einem ganz ähnlichem Problem gegenüber wie heute: wollte ich mir damals Klarheit zu meiner Stellung und Einstellung zur Fotografie verschaffen, so will ich das heute zu meier Einstelllung zu Vernunft.
Und Andreas Hurni war nicht nur so freundlich, meine Gedanken auf seiner Homepage zu veröffentlichen, sondern hat mich kritisch und damit ermunternd begleitet. Tatsächlich beschäftigte sich mein erster Text - zum Thema Bildwirkung - schon mit dem Problem einer "falschen", nmlich das Denken irreführenden  oder fehlleitenden Metapher - nämlich im Dunstkreis Regel oder Gesetz, und dabei der mangelnden Unterscheidung zwischen Straf-Gesetz und Natur-Gesetz: Ein Straf-Gesetz kann man brechen, ein Natur-Gesetz aber nicht. Und die Bildwirkung entfaltet sich beim Betrachter, also bei einem natürlichen Menschen, gehört somit der zweiten Gruppe an. Weshalb Sprüche wie Regeln sind zum Brechen da! in diesem Zusammenhang völllig sinnlos sind. Dies nun noch verbunden mit der Un-Fähigkeit oder Un-Willigkeit zum logischen Denken - da kann Vernünftiges nicht entstehen.

Es handelt sich hier nicht um Regeln, sondern um Lehren: Es heisst nicht "Das Bildwichtige muss im Goldenen Schnitt stehen!" Es heisst "Wenn das Bildwichtige im Goldenen Schnitt steht, dann wirkt es ausgeglichen und harmonisch." Und wenn uns dann jemand zuruft "Mein Bild soll aber nicht Harmonie und Ausgeglichenheit zeigen!', dann können wir ihm in noch grösserer Lautstärke entgegenbrüllen "Dann darf das Bildwichtige NICHT im Goldenen Schnitt stehen!". Es heisst ja auch nicht "Farben müssen so-und-so zusammengestellt werden". Sondern eben: WENN Farben so-und-so zusammengestellt sind, DANN wirken sie ..."

Michael Albat Bildwirkung bei Andreas Hurni

Für William von Baskerville war es 1327 noch selbstverständlich, seinem Schüler bei seiner Aus-Bild-ung zum ge-Bild-eten Menschen den korrekten Gebrauch von Schluss- und Verneinungs-Regeln beizubringen; wir Heutigen wissen aber, dass Logik nur ein Bereich der Mathematik ist, von dem der gebildete Mensch nichts verstehen muss - und der Künstler nichts verstehen darf.

 

Wie ich in der Rückschau etwas überrascht feststellte, beschäftigte sich auch mein zweiter Beitrag mit Wortgeklinel, genauer gesagt, mit Ratschlägen zur Verfassung von Belanglosen Anmerkungen; damals war ich also als Täter unterwegs.(Wie ich höre, erfreut sich dieser Text auch heute noch einiger Beliebtheit – warum nur?)

... und was eine Metapher ist ...

in den Worten I.A.Richards'ist eine Metapher "im Grunde ein Gegenseitiges Borgen und Verkehren zwischen Gedanken, eine Transaktion zwischen verschiedenen Kontexten". Der heuristische Wert einer Metapher besteht oft nicht darin, dass sie einen neuen Gedanken zum Ausdruck bringt, was nicht unbedingt der Fall zu sein braucht, sondern dass sie einen Prozess in Gang setzt, durch den Einsichten, die aus einem Kontext gewonnen wurden, in einem anderen Kontext übertragen werden. Ihre Funktion weist darum sehr viel Ähnlichkeit mit der eines Modells auf.

Weizenbaum Seite 208

Eines ist das Sinnbild des anderen - und wieder ungekehrt. Der subtile Unterschied zwischen das Selbe und das Gleiche: Zwar ist es auf verschiedenen Gebieten nicht Dasselbe, aber es ist überall das Gleiche. Was nun seiner seits wieder gut zum Zentralsatz der Fotografie passt: Die Vielfalt in der Einheit und die Einheit in der Vielfalt.

 Ursprünglich schwebte mir in der Konzeptphase vor, den Zentralbegriff an der Fotografie auszurichten, so in Richtung Sinn-)Bild oder Vorstellung. Oder Begriff im Sinne von begreifen, betasten, berühlen. (Die Abbildung der Textur der Oberfläche ist in der Fotografie eine schwere Sache.)

Aber ein guter Fotograf wird ein ihn interssierende Motiv auffassen wie jedes Problem in seinem Berufsleben:

Er wird es

  • aus allen Richtungen betrachten,
  • die Perspektive wechseln,
  • es in anderem Licht sehen.

Andreas Feininger, aus dem Gedächnis zitiert
(will sagen, ich muss es noch genau nachschlagen)

(Und, wenn er allzu verbissen arbeitet; wenn er das Thema als Gegner und nicht als Partner betrachtet, wenn er es zwingen will, dann tritt er vielleicht einmal zurück, atmet durch, reflektiert, über sich selbst, ordnet neu, sieht alles neu, mit anderen Augen, und beginnt von vorn.)

Aber dann, am 30. Juli 2012, ich las die "Hinweise des Tages" auf den Nackdenkseiten und es war entschieden: Der Zentralbegriff, mein Zentralbegriff, würde "Metapher" sein.

Der Begriff stand zwar auch zuvor zur Debatte, weil Weizenbaum den Computer (insbesondere im deutschen Titel Macht der Computer ... als Metapher bezeichnet und benutzt hat.  als benutzt hat. Von verdunkelnden Metaphern - also, wenn das kein göttliches Omen ist ...

Somit ist die Entscheidung gefallen: Es wird hier keine keine Allegorie geben, kein Sinnbild, keine Floskel oder Redewendung;  nicht einmal eine Worthülse mehr - nur noch die Metapher.

...und wer der Arme Willie ist ...

Der Kanonier Vierbein war weder ein Trottel noch ein »armes Schwein«; er war ein ganz normaler Mensch mit kleinen Eigenheiten. Er hatte sogar etwas von dem, was gewöhnlich gesunder Menschenverstand genannt wird, und auch seine körperlichen Kräfte waren dem Wehrdienst gewachsen. Was ihm zu schaffen machte, war sein Gemüt.

Sein Vater, primitiv und gutmütig, ein verläßlicher Polizeibeamter, hatte das kommen sehen. Sohn Johannes Vierbein war aus der Art geschlagen; zwar nur ein wenig, aber doch unverkennbar. Denn: Er las Bücher! Und Vater Vierbein entsann sich nicht, jemals in seiner Familie oder in der seiner Frau ein Buch gesehen zu haben, es sei denn, es habe sich um Bibel, Gesangbuch oder Flottenkalender gehandelt.

Hans Helmut Kirst 08/15 In der Kaserne
hier Online

Der Text richtet sich an eine Kunstfigur, nämlich den Armen Willie., der ähnlich, aber nicht unter diesem Namen auch bei Andreas Hurni auftritt. Dort ist es jemand, der  durch ein verhängniscolles Walten auf das Gebiet der Fotografie geraten ist, voller Irgendwie ... und Eigentlich .... An besten trifft es wohl ... strebend sich bemühend.

Der Hilfe bedürftig,  einerseits. Aber, durch sein Suchen, durch sein Bemühen, der Hilfe auch würdig. Denn durchaus nicht jeder duch die Weltgeschichte torkelende  tumbe Tropf (Tor geht hier nicht) ist ein Armer Willie., was nebenbei für die zugehörigen Tröpfinnen gleichermassen gilt. 

Der Arme Willie ist vieles;

  • Zuvördest: ein Leidender
  • ein Zweifelnder
  • ein BBB-Loser:  müde, abgespannt, verbraucht
  • geschlechtsneutral
  • und am Ende: ein redlicher Narr

Darüber hinaus ist Armer Willie auch ein Titel, der ehrenhalber verliehen werden kann. Und zwar an Menschen, die sich bemühen, uns ein oder gar ihr Fachgebiet nahe zu bringen; dem Treiben der dort waltenden Schwarzen Magiern entgegen zu treten.

... der Arme Willie ist ein Leidender ...

Kognitive Dissonanz bezeichnet in der (Sozial-)Psychologie einen als unangenehm empfundenen Gefühlszustand, der dadurch entsteht, dass ein Mensch mehrere Kognitionen hat – Wahrnehmungen, Gedanken, Meinungen, Einstellungen, Wünsche oder Absichten –, die nicht miteinander vereinbar sind.

Kognitive Dissonanz bei wikipedia

Nicht seine wirtschaftlichen Verhältnisse machen einen Willie arn, sondern seine gesundheitlichen - obschon das im Einzelfalle ebenfalls zutreffen mag, das ist hier nicht Thema.

Anders:
    Der Gedanke ist naheliegend, aber falsch.
Oder besser:
    Der Gedanke ist nahegelegt und daher falsch.
Wie? Aber ich hätte doch ... Ich hätte ...!?! Niemals!

Der Arme Willie leidet, und zwar leidet er häufiger an (oder unter) Kognitiver Dissonanz.

... irgend etwas stimmt hier nicht ...
... so kann es doch nicht richtig sein ...
... da wurde doch was übersehen
... der zieht mich doch über den Tisch ...
... der lügt mich doch an

Der schöne Schweizer Ausdruck Wie sagt man dem? hier als verzwifeltes Wie sagt ich dem?

Ein derartiger - als unangenehm empfundenen Gefühlszustand - dürfte den meisten von uns nicht fremd sein; den Armn Willie aber machtzu einem armen , dass er es nicht fertigbringt, sich achzelzugend wesentlicheren Fragen zuzuwenden: Was gibt's zu Essen? Statt dessen stapft er durch die amorphe Masse des Pferdekopfnebels, womöglich nochbis zu den Knien in Einstein-Bose-Kondensat, und sucht einen Zipfel zu erhaschen, um seine dissonsten Gefühle erst einmal be-nennen zu können – von be-schreiben reden wir noch erst gar nicht! Ein Anfang! Wenn der erst einmal da wäre .... ja ... dann!

... ... der Arme Willie ist ein Zweifelder ...

Ihre Gesichter duldeten kein Argument und hatten die Würde von Laboratoriumsratten, die darauf dressiert sind, ohne Fragen und ohne zu zögern durch die kleine Tür zu gehen, auf die man Stars and Stripes gemalt hatt, denn ihr Verstand kannte keinen Zweifel und hatte daher nichts Menschliches.


Paraphrase: Ihre Gesichter kannten keinen Zweifel und hatten daher nichts Menschliches

Peter Ustinov Krumnagel Seite 292

Aber der Krieg und die Niederlage waren nicht "Schicksal". Sie waren das Ergebnis falscher Einschätzungen, falscher Entscheidungen und falscher Maßnahmen deutscher Regierungen, die meist die Zustimmung der deutschen Öffentlichkeit hatten [...] Wir wollen nicht richten, wir wollen lernen – aus harten, schweren, teuer bezahlten Erfahrungen endlich lernen. Wer das will, darf den Vorwurf nicht scheuen, dass man natürlich klüger ist, wenn man vom Rathause kommt. Wäre man es doch nur! Nachträgliche Weisheit mag billig sein, aber besser als das Verharren im Irrtum ist sie allemal.

Haffner Seite 8f

"Mit dem Wissem wächst der Zweifel", hat Goethe bemerkt, und da der Arme Willie auf seinem Fachgebiet ziemlich viel weiss, ist sein Zweifel auch gross. Oft korrepondiert das auch mit seinem Bauchumfang: Kognitive Dissonanz ist wissenschaftlich für Bauchgefühl; wer also einen grossen Bauch hat, hat folglich auch mehr Gefühl. Das ist ja unmittelbar einsichtig.

Der Arme Willie entbehrt der dickfelligen, testosteron-geschwängerten - geradezu: dumm-dreisten - Selbstgefälligkeit. Solchen zu Allem fähige - insbesondere also auch führungs-fähige Zeitgenossen wird später die Rede sein; Arbeitstitel Leitende Hammel oder "Geweint wird, wenn der Kopf ab ist" . Hier können sie beiseite gelassen werden. Von Bedeutung ist jedoch, dass genau hier sich der Arme Willie vom Armen Tropf scheidet: Dem imponiert das nämlich. Wenn der das so sagt, in seinem Massanzug, wohl gar in blau, wohl gar noch geschmückt mit vielen Titeln der Universität Daktari - dann muss das ja richtig sein!

Wer zweifellos Recht hat, versteht zu wenig von der Sache. Und das "ohne Zweifel" (des zweifellos) führt fast zwangslos dazu, dass er nicht Recht haben, sondern nur Recht behalten will. Jene Art unangenehmer Zeitgenossen, denen man auf Chefetagen häufiger begegnet.  Die ungeactet ihrer Nationalität sehr deutsch sind.

Von nix 'ne Ahnng, aber zu allem 'ne Meinung

Urheber mir unbekannt

Der Arme Williw wird einbringen, was ihm einfällt, und Schluss machen, wenn ihm nichts mehr einfällt.
Und nun? Ist alles, alles gut?
(Und: Wied es für alle Zeit gut bleiben?)

Der Fachmann antwortet zaghaft-zögernd "Keine Fehler erkennbar", wo der Nicht-Fachmann jeder Couleur "Alles richtig" schreibt, mit Ausrufezeichen garniert, möglichst noch weisse Schrift auf rotem Grund, und das dann noch blimkend. Der Fachmann wird von dem unbestimmten Gefühl geplagt, etwas übersehen zu haben, etwas Wichtiges, womöglich das Wichtigste. Der Nicht-Fachmann wird argumentieren "Da ich ein so heller Kopf bin, ist mir nichts Wichtiges entgangen. Folglich ist alles Entgangene unwichtig."

Wer aus seinen Fehlern wenig mehr lernt, als dass er es beim nächsten Mal irgendwie geschickter anstellen müsse, ohne sich überhaupt überlegt zu haben, was denn eigentlich wo schief gegangen ist, der wird von Tannhaeuser wenig profitieren.

"In dieser Zeit bildeten sich mir ein Weltbild und eine Weltanschauung, die zum granitenen Fundament meines derzeitigen Handelns wurden. Ich habe zu dem, was ich mir so einst schuf, nur weniges hinzulernen müssen, zu ändern brauchte ich nichts."

Ein deutsch-österreichischer Staatenlenker

Dem Wirken derartiger Gestalten stehe ich äusserst skeptisch gegenüber; ich werde - unter der Metapher "Dr. Seltsam " - noch häufiger auf sie eingehen müssen.

"Das sind gar keine richtigen Menschen, das sind nur Leute"
"Wie lautet eigentlich die Einzahl von Leute?"
"Leut! Ein Leut, zwei Leute!"

Erfunden

... ... der Arme Willie ist ein Loser ...

Die Besatzung des "Volkswagen" bereitet sich auf ihren ersten Flug vor. Wie ein junger Mann, der im Begriff ist, in seinen ersten Sportwagen zu steigen, waaren sie voller Eifer und Begeisterung. Die Leute waren nicht müde auf die Art, wie Lambert müde war, ihre Reflexe liessen nichts zu wönschen übrig, ihr Blick war scharf, und es zuckte in ihren Fingern vor Tatendrang. Lambert glich einem abgespanntenalten Handelsvertreter, der in seine Familienlimousine steigt, um eine kurze Geschäftsreise zu anzutreten, die er schon unzählige Male unternommen hat. Er war müde, abgestumpft, langsam in seinen Reflexen und hatte Angst. Und doch sind es, wie einem jede Versicherungsgesellschaft bestätigen kann, die alten Geschäftsleute mit den Familienlimousinen, die niedrigsten Prämien zahlen, und die Jünglinge in den neuen Sportwagen, die umkommen.

Len Deighton Bomber Seite 259

Auch als Mann rated BBB- Bart, Bauch, Brille.

 

... ... der Arme Willie ist geschlechtsneutral ...

"Versthehen Sie mich nicht falsch. Es ist nicht etwa so, dass ich Mannschaften und Unteroffiziere für für schmutzog, ordinär und minderwertig halte. Es ist nur so, dass wir nicht genügend Platz haben. Offen gesagt liegt mir nichts daran, dass Offiziere und Mannschaften sich im Unterrichtsraum verbrüdern. Mir scheint, dass sie schon wähtend drt Einsätze genügend lange beieinander sind. Einige meiner besten Freunde sind Unteroffiziere, aber weiter möchte ich mich auch nicht mit ihnen einlassen. Sagen sie mal ehrlich, Kaplan: wäre es ihnen recht, wenn sich ihre Schwester mit einem Unteroffizier verheiratete ?"

"Meine Schwester ist Unteroffizier." (engl. "My sister is an enlisted man, sir,")

Der Colonel blieb stocksteif stehen und sah den Kaplan scharg an, um zu sehen, ob der sich etwa über ihn lustig mache.

"Was, bitte, wollen Sie mit dieser Bemerkung sagen, Kaplan? Versuchen Sie hier, Witze zu machen?"

 Oh nein, Sir", beeikte sich der Kaplan zu erläutern, und sah unbehaglich drein. "Sie ist Marinehelferin im Range eines Feldwebels."

Joseph Heller Catch-22 Seite 193

"Wie heisst eigentlich eine männliche Zicke?"
"Der Zicke!"

"München 7"

Der Zicke, die Tröpfin - die deutsche Sprache macht es einem manchmal nicht leicht, politisch korrekt zu srin!

Auf das "e" im Armen Willie lege ich wert; Willie ist geschlechtsneutral.

... ... der Arme Willie ist ein redlicher Narr ...

... hat sich redlich bemüht. 

Belangvolle Anmerkung

Der Sekretär hielt sein verzerrtes Gesicht, fast Nase an Nase, dicht vor Dulnikkers
Gesicht, und wieder flüsterte er voller Wut:
"Schluss damit, Dulnikker. Sind Sie schon so senil, dass Sie glauben, ich brauche Ihre Unterweisung und Ihren Rat? Es ist genau umgekehrt! Wer schreibt Ihre rühmenswerten Reden? Wer quetscht - en gros - Ihre Leitartikel aus sich heraus? Wer sind Sie wirklich? Wieviel wissen Sie? Haben Sie denn überhaupt einen Beruf? Dulnikker lenkt siebzig Unternehmen, Dulnikker ist da und Dulnikker ist dort, Dulnikker stürzt, Dulnikker rennt und telefoniert und bemerkt und lässt fallen und erhebt und nimmt an jedem Tag an einem Dutzend Versammlungen teil, er ist der letzte Schiedsrichter - ohne dass er das geringste bisschen von dem Geschäft versteht, das er sich einbildet. Es ist wirklich komisch, wie die Dinge stehen! Zehntausende Narren studieren jahrelang ihren Beruf und üben ihn dann ihr ganzes Leben aus, nur damit am Ende der ehrenwerte Politiker daherkommt und alles Lob erntet - weil er eines kann, was ihnen, all diesen armen Fachleuten, an ihren Universitäten und Berufsschulen nicht beigebracht hat: Er weiss, wie man über das redet, was sie, die anderen, tun! Ja, das ist es, worin Sie, Dulnikker, ein Fachmann sind! Reden, reden, reden wie eine Langspielplatte, Stunde um Stunde, wie ein Wasserhahn, der sich an seinem eigenen Tröpfeln besoffen hat. Dulnikker kämpft bis zum letzten Blutstropfen, ohne zu wissen, wie ein Gewehr ausschaut. Dulnikker schickt Tausende aus, um die Wüste zum Blühen zu bringen, während er selbst nicht einmal eine Topfpflanze je gegossen hat. Staatsmann! Amitz Dulnikker ein Staatsmann! Sie können ja nicht einmal normal reden. Ihre Zunge ist von Phrasen überwuchert, die Sie nicht einmal richtig anwenden können. Aber das hält Dulnikker natürlich nicht davon zurück, lächerliche Literaturpreise zu bekommen oder alle möglichen Kunstausstellungen zu eröffnen, und alles ist grossartig, bis er sich zum Essen niedersetzt,: Dann rennt jeder um sein liebes Leben. Sagen Sie mir, Dulnikker, bilden Sie sich wirklich ein, dass Sie normal sind? ..."
[ ... ]
Dulnikker verlies das Zimmer und bahnte sich einen Weg durch die Hochzeitsgäste. Im Vorbeigehen bemerkte er zu Hermann Spiegel: "Mein lieber Tierarzt, mein Krankenwärter bedarf zusätzlicher Aufmerksamkeit."

Ephraim Kishon Der Fuchs im Hühnerstall, dtv, (1972) Seite 167f

Das trifft es ganz gut

Narren studieren jahrelang ihren Beruf und üben ihn dann ihr ganzes Leben aus, nur damit am Ende der ehrenwerte Politiker daherkommt und alles Lob erntet - weil er eines kann, was ihnen, all diesen armen Fachleuten, an ihren Universitäten und Berufsschulen nicht beigebracht hat: Er weiss, wie man über das redet, was sie, die anderen, tun!

Wobei Politiker hier natürlich nur als Metapher dient!

Der Arme Willie und die Rhetorik

Er: Berta!
Sie: Ja …
Er: Das Ei ist hart!
Sie: (schweigt)
Er: Das Ei ist hart!!!
Sie: Ich habe es gehört …
Er: Wie lange hat das Ei denn gekocht?
Sie: Zu viele Eier sind gar nicht gesund!
...

Loriot Das Frühstücksei
hier bei youtube

Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden ist ein Aufsatz des Schriftstellers Heinrich von Kleist, der wahrscheinlich in dessen Königsberger Zeit (1805–06) entstand.
[ ... ]
... rät Heinrich von Kleist ihm, Probleme, denen er durch Meditation nicht beikommen kann, zu lösen, indem er mit anderen darüber spricht. Dabei ist nicht wichtig, dass dem Gegenüber die Materie bekannt ist, sondern der ausschlaggebende Punkt ist das eigene Reden über den Sachverhalt. Mit dieser Methode könne man sich selbst am besten belehren: "Die Idee kommt beim Sprechen". Kleist selbst habe diese Idee gehabt, als er beim Brüten über eine algebraische Aufgabe nicht weiter kam, aber im Gespräch mit seiner Schwester darüber eine Lösung fand. Die bereits vorhandene "dunkle Vorstellung" wird durch das Gespräch präzisiert, da man sich durch das Reden zwingt, dem Anfang auch ein Ende hinzuzufügen (also die Gedanken zu strukturieren). Zwar kann man einen Sachverhalt auch sich selbst vortragen, doch ist das Gegenüber insofern wichtig, als er dazu zwingt, strukturiert zu reden.

Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden bei wikipedia

Vorab:
In Tannhaeuser geht es nicht um Rhetorik; jedenfalls nicht in dem strengen Sinne, dass sich Menschen mit Blickkontakt gegenüberstehen und miteinender reden - ein Gespräch, eine Diskussion , einen Diskurs führen -, also unmittelbar miteinnder agieren. Tannhaeuser geht von Mittelbarkeit aus; einem gewissen Zeitverzug , den der Arme Willie zum Nachdenken nutzen kann - und Tannhaeuser beabsichtigt, ihm einige Punkte zum Nachdenken an die Hand zu geben. Also so ab Chat an aufwärts.    

Es heisst dies keinesfalls, dass der Arme Willie einer solchen Unterstützung nicht bedürftig wäre. Es heisst nur, dass hier viel Individuelles eine Rolle spielt, das man nicht über einen Leisten schlagen darf - zu Raten ist da wenig; da muss ein jeder das ihm Passende selbst finden und formen. Allerdings besteht die Hoffnung, dass Tannhaeuser hier hilreich sein kann: Wenn man erst einmal seine Fähigkeiten "mit Zeitverzug" ausgebaut hat, wird es "mit der Zeit" auch automatisch klappen. Bis dahin aber wird der Arme Willie nicht wettbewerbsfähig sein. Sondern nur als Sparringspartner für die Profis dienen - ohnr Mundschutz. Und Suspensorium.

Zur Klärung eines Sachverhalts ... dient dem Armen Willie ein Gespräch. Und da er nicht nur redlich ist, sondern auch naiv, geht er davon aus, dass es seinem Gegenpart ebenso um "die Sache" geht. Vielleicht das Bild von Kollegen; Fachleuten, die um eine Tafel herumstehen und zu ihr sprechen ... allmählich fertiger werdend. Eine derartige Idlle bereitet natürlich nicht auf das harte Frühstücksei des Ehelebens vor.

Ein Einschub noch zur Anpassung der Metaphernwelt des Herrn v.Kleist:
Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden
Statt "der Gedanken" (Mehrzahl!) spricht Tannhaeuser, Weizenbaum folgende, von einer Theorie, und betont damit die Zusammengehörigkeit. Dazu später mehr. Aber "Verfertigung" finde ich gut Das Un-Fertige, das "Un-Geklärte" jetzt, aber den Optimus, dass es tatsächlich fertig werden wird - wenn auch nur allmählich.Herr v.Kleist wusste eben noch, dass man beliebig viele Männer an eine Schwangerschaft setzen kann: Erstens funktioniert es nicht, und zweitens dauert es neun Monate.

 

Warum nur kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass dergleichen auch heute noch intehraler Bestandteil jedes Management- und Führungs-Kurses ist? Bei Führung kommt es ja nur darauf an, dass geführt wird; das Wohin? ist ebenso gleichgültig wie das Wozu? und das  Warum?.

"Atze" Schopenhauer und die Rhetorik

Eristische Dialektik (zu altgriechisch eristiké téchne) ist der Name eines um 1830 entstandenen Manuskriptsvon Arthur Schopenhauer, in dem er als Eristik oder Eristische Dialektik eine Kunstlehre beschreibt, um in einem Disput "per fas et nefas" (lat.; mit erlaubten und unerlaubten Mitteln) als derjenige zu erscheinen, der sich im Recht befindet. Zu diesem Zweck gibt er 38 rhetorische Strategeme an, die also nicht der Wahrheitsfindung dienen, sondern dem Erfolg in einem Streitgespräch durch bestimmte argumentative Formen. Diesen Zweck haben auch klassische Sophismen. Einige davon werden von Schopenhauer ebenfalls aufgeführt. Er erwähnt das Manuskript 1851 in Parerga und Paralipomena. Dort distanziert er sich aber von diesem polemischen Ansatz.

Eristische Dialektik bei wikipedia

Ironie wird im Zweifelsfalle eher nicht verstanden.

Aus Das 'kleine Einmaleins' für den Schweiz-Besuch

Schopenhauer - von seinen Freunden also vermitlich "Atze" genannt - kam aus Danzig; sein Humor war also eher norddeutsch-verhalten und nicht immer umstandslos unmittelbar einsichtig.

Das aus dem Nachlas erschienen Die Kunst, Recht zu behalten ist ein schmales Bändchen; 128 Seiten, gross gedruckt, mit allerlei Fussnoten und Nachbemerkungen. Was ja nichts schlechtes ist, aber das Zitieren schwierig macht.

Der Kern ist also ... überschaubar und besteht aus 38 Kunstgriffen, wie "man" in Diskussionen Recht behält.
Es geht also nicht darum, das Rechte zu erkennen, nicht um Klärung oder gar Auf-Klärung; sondern es darum, wie wie "man" den redlich an Verständnis und Erkenntnis interessierten Armen Willie über den Tisch zieht - zusülzt, voll labert, besoffen quatscht.

Atze geht hier von einem Gespräch aus - was den Armen Willie in die Zwangslage versetzt, jeweils erkennen zu müssen, welchen Kunstgriff sein Gegenüber gerade anwendet, um sich - während dessen! - mit Atzes vorgeschlagene Abwehrtaktik einleiten zu können: Schlagfertigkeit lässt sich auch simulieren.

Mein persönlicher Liebling unter Schopenhauers Kunstgriffen ist die Nummer 16.

Die Blutgrätsche "Verschwörungstheorie" oder Argumentum ad hominem

Von einer sogenannten Blutgrätsche spricht man, wenn mit voller Absicht der Gegenspieler getreten wird, ohne dass eine Chance besteht den Ball zu treffen. Dies wird als grobes Foulspiel geahndet. Dem Foulenden kommt es dabei nicht darauf an, den Ball zu treffen. Da der foulende Spieler eine Verletzung seines Gegenspielers in Kauf nimmt, wird ein solches besonders grobes Foulspiel zumeist mit der Roten Karte geahndet.

Blutgrätsche bei wikipedia

Unter einem argumentum ad hominem (lateinisch "Beweisrede zum Menschen") wird ein Argument verstanden, in dem die Position oder These eines Streitgegners durch einen Angriff auf persönliche Umstände oder Eigenschaften seiner Person angefochten wird. Dies geschieht meistens in der Absicht, wie bei einem argumentum ad populum die Position und ihren Vertreter bei einem Publikum oder in der öffentlichen Meinung in Misskredit zu bringen. Es kann in der Rhetorik auch bewusst als polemische und unter Umständen auch rabulistische Strategie eingesetzt werden.

[...]
Schema
Der Gegner behauptet, dass p.
Der Gegner ist inkonsequent/dumm/unfähig/unwahrhaftig/selbstsüchtig.
Daher: p ist abzulehnen.n

argumentum ad hominem bei wikipedia

Mich entzückt das "Daher". Was für eine Logik!
(Ausserdem kommt mir die Konstruktionsmethode irgendwie bekannt vor.)

Auch entzückt mich, wie der Autor schön zeigt ,dass es hier nicht auf das Argument, ja nicht einmal auf seine Darbietung ankommt! ... Völlig losgelöst von der Erde ...

Den Armen Willie trifft diese spezielle Form meist völlig überraschend - er kriegt den Themenwechsel gar nicht mit. Aus seiner Konzentration auf das Thema gerissen, verwirrt, gekränkt, missverstanden versucht er richtig zu stellen - darauf dann eine Gegenantwort  - ... und ruckzuck ist das Thema abgebogen.

Ein Einschu:
Der management-geschulte Chef oder gar ein Berater  wird als erste Gegenantwort gern etwas aus der Baureihe Da müssen Sie sich gar nicht angegriffen fühlen! wählen - womit er ausgesprochen recht hat.  Nicht muss, nicht  soll. Denn genau darum geht es: Der Arme Willie wird angegriffen, wird beleidigt - aber das soll er natürlicht nicht erkennen. Sondern er soll sich schlecht fühlen - inkompetent, klein, eben als das Arme Würstchen, das er ist. Und zu diesem Zweck eignen sicht derartige "Nicht-Aussagen" hervorragend.

"Versthehen Sie mich nicht falsch. Es ist nicht etwa so, dass ich Mannschaften und Unteroffiziere für für schmutzig, ordinär und minderwertig halte."

Joseph Heller Catch-22 Seite 193

Dieser Trick funktioniert nur unter Zeitdruck, wenn also dem Armen Willie zum Nachdenken keine Zeit gelassen wird - geschrieben fällt es sofort auf.

Es kommt die Frage auf, ob es sich bei einem solchen Gesprächspartner ("Leut") wirklich um einen Partner und bei dem "Gespräch* nicht nur um ein "so genanntes* handelt ...

Angenommen, der Arme Willie hat erkannt, dass er sich in voller Fahrt auf jenen Abgrund befindet: Wie jetzt darauf reagieren?
Leiderleider kann Tannhaeuser nichts empfehlen - ausser vielleicht Oh, begeben wir uns jetzt auf das unabsehbar weite Feld der persönlichen Beleidigung?. Hier ist der Treppenwitz gefragt - nicht für dieses, aber das nächste Mal. Denn man kann sich zunutze machen, dass ein derartiger Angriff völlig losgelöst von Themengebiet erfolgt.: dies bedeutet ja, dass ein Konter für alle taugt. Man kann sich also in Ruhe bei einem Waldspaziergang oder Ähnlichem etwas zurechtlegen, sich präparien. Wer dieffelt. Abwechselung liebt, nicht als langweilig gelten will, kann sich ein ganzes Arsenal füllen, nach Schärfe gestaffelt.

Es hilt alles nichts: Der Arme Willie muss sich sensibilisieren.
Grundsätzlich unterscheidet man bei der Darreicungsform die zwei Unterarten mittelbar und unmittelbar.
Wobei die letztere einfacher zu erkennen ist; es tritt in einer Sachdiskussion auf einmal eine Person auf, vorzugsweise Sie (oder Du). Im ersten Fall tritt nur das Stichwort auf, allerdings mehr oder weniger mit des Kaisers neuen Kleidern ummäntelt.

Am namensgebenden Beispiel:
Verschwörungstheorie! (unbedingt mit Ausrufezeichen!)
Mit Mäntelchen: Das klingt nach Verschwörungstheorie!
Und nun persönlich:
Sie leiden wokl unter Verfolgungswahn!
Aus hisorischen Gründen jetzt noch das "Gehn Sie doch nach drüben!", dann soll's genug sein.

Man sieht den Nachteil des Unmittelbaren: Da bekommt auch der rhetorisch ungeschulteste Moderator was mit. Weshalb das Mittelbare häufiger vorkommt.

Obwohl sich Tannhaeuser nicht eigentlich mit Rhetorik beschäftigt, soll doch eine Liste mit einschlägigen Begriffen gepflegt werden - jedoch ohne den Ehrgeiz, alle Variationen und Varianten anzugeben.

  • links!
  • Gutmensch!
  • Sozialromantiker!
  • Sozialneid! / Neiddedatte!
  • Risikoscheu!
  • ¨
  • Freiheitsangst!
  • Rundum-Sorglos-Paket!
  • Vollkaskomentatlität!

Abschliessend noch von wegen "Wille"

Eine Verbindung zu William von Baskerville besteht nicht. Oder zu Wilhelm Busch. Entschieden stelle ich aber in Abrede, dass der Armen Willie etwas mit mir zu tun hat. Oder mit meinem früheren Namenskürzel AW!
Ich bin doch nicht geisteskrank!F

... und was das Ziel ist ...

 Das Ziel ist

Sapere aude ist lateinisch und bedeutet (in der bekannten Interpretation Kants): "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" Wörtlich bedeutet das Sprichwort etwa: Wage es, vernünftig zu sein!

"Sapere aude” bei wikipedia

Kant – er ist durchaus nicht immer schwer zu verstehen – beantworte die Frage Was ist Aufklärung? im Jahre 1784 (!) folgendermassen:

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.

Durch die Gedankenverbindung Ausgang des Menschen und Habe Muth mit dem Untergang der Titanic ergibt sich zwanglos der Hinweis, dass prozentual erheblich mehr Menschen der unteren Klassen ertrunken sind als der Ersten Klasse. Nicht, weil sie die Rettungsboote nicht hätten erreichen könne n – ab einem bestimmten Zeitpunkt standen alle Türen offen. Sondern weil es ihnen an Mut gebrach, die geöffneten Pforten auch zu durchschreiten und die Decks der Ersten Klasse zu zu betreten, auf denen die Rettungsboote waren. Ein wenig Schwierigkeit habe ich mit dem Wort ohne Leitung eines anderen; eine An-Leitung, sich seines Verstandes ... zu bedienen versuche ich ja gerade zu geben. Eine Weg-Leitung, aber hin zu einem rechten Pfad. Einen Pfad, denn es gibt deren viele, und ein jeder kann sich dem ihm gemässsen aussuchen. Nur nicht: hin-weg von der Vernunft. Um dem Verdacht entgegen zu wirken, ich sei in der Abteilung Ewige Wahrheiten beschäftigt, habe ich in meinem Text über "die Fotografie" den folgen Satz schon einmal gebracht. Was hier entstehen soll, ist durchaus als eine Erweiterung meines damaligen Textes zu sehen.

Ihnen [dem damals noch nicht so genannten Armen Willie] möchte ich mit diesem Text Denkanstösse liefern, Ihre Erfahrungen auswertend zu ordnen und so den Aufbruch zu neuen Ufern vorzubereiten; Möglichkeiten anbieten, sie aus der Passivität herauszureissen und aktiv werden zu lassen. Gerade der Einsteiger – aber auch der in einer Sinnkrise steckende Fortgeschrittene – fragt ja häufig verzweifelt, was er denn tun solle? Denken, ist meine Antwort. Erst sich bedenken, dann nachdenken, dann vordenken. Vor allem: Voraus, wenn nicht gar vorausschauend denken. Nötigenfalls auch: Umdenken. Auf jeden Fall jedoch: Selber denken!


Der Schwerpunkt hier liegt auf ... ihre Erfahrungen auswertend ... zu ordnen.

Also nicht gerade Aufklärung – das wäre denn nun zu hoch gegriffen, und Aufklärung im Sinne Kants muss ja nun ein jeder für sich leisten. Aber ... ein wenig Beihilfe dabei? Wenn also nicht Auf-Klärung - Klärung darf es schon sein.

Vom Bauch zum Kopf also, oder vom diffus fühlen zum präzise denken.

... und worum es eigentlich geht ...

Seine Lenkstange saß nicht mehr ganz fest. Es sei nicht schlimm, sagte er, sie rutsche nur durch, wenn man sie stark belaste. Ich riet ihm davon ab, mit seinem Rollgabelschlüssel an die Muttern zu gehen. Dadurch würde wahrscheinlich der Chrom Schrammen kriegen, und kleine Rostflecke wären die Folge. Er sah ein, daß wir besser meine metrischen Steckschlüssel nehmen würden.

Als er seine Maschine herüberbrachte, holte ich die Schlüssel heraus, stellte dann aber fest, daß es nichts nützen würde, die Muttern fester anzuziehen, weil die Enden der Halteklammern schon aneinanderstießen.

»Da wirst du was unterlegen müssen«, sagte ich.

»Und wie geht das?«

»Du brauchst einen schmalen Streifen dünnes Blech. Den legst du einfach unter die Klammer da um den Lenker; dadurch wird das Rohr dicker, und die Klammer läßt sich wieder ganz festziehen. Man nimmt solche Unterlegstücke bei allen Arten von Maschinen zum Ausgleichen.«

»Aha«, sagte er. Sein Interesse war geweckt. »Also gut. Und wo bekomme ich das Ding?«

»Ich hab' was hier«, sagte ich und hielt ihm freudestrahlend eine alte Bierdose hin.

Im ersten Moment begriff er nicht. Dann fragte er ungläubig: »Was, die Dose?«

»Klar«, sagte ich, »das beste Unterlegmaterial, das du dir denken kannst.«

Ich fand das eine ausgesprochen gute Idee. Er sparte sich damit eine Fahrt weiß Gott wohin, um Unterlegmaterial zu kaufen, sparte Zeit, sparte Geld.

Aber zu meiner Überraschung hielt er von dieser Idee überhaupt nichts. Er wurde sogar verdammt überheblich. Er brachte auf einmal alle möglichen Ausflüchte und Entschuldigungen vor, und ehe ich noch recht begriffen hatte, was eigentlich mit ihm los war, hatten wir uns geeinigt, den Lenker nun doch nicht festzumachen.

Soviel ich weiß, ist der Lenker immer noch nicht festgemacht. Und ich glaube heute, daß er damals regelrecht beleidigt war. Ich hatte ihm zugemutet, seine neue Achtzehnhundert-Dollar-BMW, den Stolz eines halben Jahrhunderts deutscher Mechanikerkunst, mit einem Stück Blech von einer alten Bierdose zu reparieren!

Du meine Güte!

Seitdem haben wir nur noch sehr selten über Fragen der Motorradwartung gesprochen. Überhaupt nicht mehr, um genau zu sein.

Man geht noch einen Schritt weiter, und auf einmal ist man verärgert, ohne zu wissen warum.

Ich muß noch dazusagen, daß Bierdosen-Aluminium weich und schmiegsam ist, wie Metall es nur sein kann. Für den Zweck ideal. Aluminium oxydiert nicht bei feuchtem Wetter – oder, genauer gesagt, es ist immer mit einer feinen Oxydschicht überzogen, die jeder weiteren Oxydation vorbeugt. Also auch in der Hinsicht ideal.

Mit anderen Worten: Jeder echte deutsche Mechaniker mit einem halben Jahrhundert handwerklicher Erfahrung hinter sich wäre zu dem Schluss gekommen, daß diese besondere Lösung für dieses besondere technische Problem ideal sei.

Eine Zeitlang glaubte ich zu wissen, wie ich es hätte anstellen sollen. Ich hätte unbemerkt an die Werkbank gehen, ein Unterlegstück aus der Bierdose schneiden, den Aufdruck entfernen und dann zurückkommen und ihm sagen sollen, wir hätten Glück, das sei das letzte Stück, das ich noch hätte, eigens aus Deutschland importiert. Das hätte gewirkt. Ein Spezial-Unterlegstück aus dem Privatbesitz von Baron Alfried Krupp, der es weit unter Selbstkostenpreis habe verkaufen müssen. Dann hätte er sich darum gerissen.

[Pirsig] Seite 59f

Gut also: Denken.
Und Nachdenken, schön, meinethalben.

Aber … Worüber denn - eigentlich?

Nachgedacht werden soll - über das Eigentliche. Jenes "Eigentlich", das in Sätzen vorkommt wie

  • Was will ich - eigentlich?
  • Was will er - eigenttlich?
  • Was mache ich da - eigentlich?
  • Was tue ich hier - eigentlich?
  • Wem nutzt das - eigentlich?

Fragen, die man sich stelllt, wenn die Füsse auf dem Tisch liegen, wenn man nach der Diskussion die Treppe herabgeht - oder sonst einer Tätigkeit nachgeht, die weniger den Kopf als vielmehr die Hände frei lässt.

(Nicht betrachtet werden kann jedoch den männlichen Stossseufzer "Was will sie denn - eigentlich". Das wäre zu viel verlangt vom männlichen Geist. an muss seine Grenzen auch kennen.)

Ich weiß nicht, wieviel Gedankenarbeit er aufwenden mussste, bis er das erkannte, aber schließlich sah er jedenfalls, daß ...

[...]

Hier wurde es warm.

[...]

Noch wärmer.

[...]

Heiss.

[...]

Jetzt wußte er, daß er auf dem richtigen Weg war.

[...]

Jetzt hatte er das ganze verdammte üble Dilemma an der Gurgel gepackt. Unter dem Dilemma hatte die ganze Zeit unbemerkt diese schnöde Annahme gesteckt, die logisch nicht zu rechtfertigen war, die Annahme, daß ...

Und in dem Moment, als er das schrieb, wusste er, dass er einen Höhepunkt des Denkens erreicht hatte, nach dem er lange Zeit unbewusst gestrebt hatte.

 

"Blauer"Himmel", schreit Chris.

[Pirsig] Seite 252f

Es geht darum, die Terrier unseres Geistes auf die Spur jenes fremden Geistes zu hetzen, der Zeifel und Un-Ruhe in unser Genüt bringt. Den zu fangen, der sich uns so hartnäckig zu entziehen trachtet.
Ihn zu umzimgeln, einzukreisen und fest zu nageln, es fest zu nehemn, Handschellen anzulegen, es unschädlich zu machen - ihm die Maske vom Gesicht zu reissen und sein innerstes Wesen zu enthüllen. Es zu benennen, es zu beschreinem, - und es "in den Griff", es "in die Hand" zu bekommen, und es dadurch be-hand-elbar zu mchen. (Ich habe mich hier von Pirsig inspierieren lassen; das zugehörige Zitat ist auch bereitgestellt. Aber Pirsig braucht Platz - wie man oben bei Baron Alfried Krupp bereits gesehen hat -, und es bedarf noch gedanklicher Vorarbeit, um "Jetzt hatte er das ganze verdammte üble Dilemma an der Gurgel gepackt." richtig verstehen und würdigen zu können  Pirsig hat dafür 252 Seiten Vorbereitung benötigt.)

 

Nachdem Sherlock Holnes den Unhold fest gesetzt hat, kann er ihn der weltlichen Gerichtsbarkeit übergeben; die Geschichte ist aus, sobald das gewohnte Verfahren seinen Lauf nimmt .

Denn genau darum geht es bei der "Ent-Zauberung" der Metaphern. (Der Korpus des Kaisers, und der Schleier drumrum.) NACHDEM eine erste Beschreibung vorliegt, können wir daran gehen, diese zu verbessern: sie schärfer, präziser, prägnanter zu formulueren, sie ist jetzt kritisierbar; jetzt jetzt! ist Verbesserung möglich.

... und was man dazu wissen muss ...

Irgend ein Gebiet müssen Sie gründlich verstehen, wenn Sie profitieren wollen.

Was heisst denn "etwas gründlich verstehen"?
Das heisst, Sie haben darüber nachgedacht, was Sie tun. Und warum Sie es so tun, wie Sie es tun, und nicht irgendwie anders. Etwas in Beziehung gesetzt, etwas verglichen.

(Natürlich loegt mir schon in meiner Eigenschaft als Fotograf die Reflexion sehr am Herzen: ohne Reflexion keine Fotografie. Jedoch stecken wir dann gleich wieder bei Kant und John Locke, mitten in der Philosopie, seht interessant, aber hier führt es zu weit; deshalb vermeide ich "reflektieren".)

Aber "gleich" ist mein Stichwort. (Jenes "gleich", das auch in "Gleich-nis" auftaucht. ) Wenn dieses aber jenem gleicht, dann gleicht auch jenes wiederum diesem; das ist keine Mathematik, das ist Vernunft.

Zwei Töchter einer Mutter - und in meinem Alter hanlte ich es eher mit der Mutter. Der Mitter, die "das Eigentliche" ist. Weizenbaum hat damals den Computer hergenommen, um Rückschlüsse zu ziehen auf "die Technik", der der Computer entstammt. Und Pirsig ist einen ähnlichen Weg mit seinem frisch gewarteten Motorrad gefahren.

Sehr schön illustriert wird dies auch an dem Beispiel der (schwäbischen?) Hausfrau, fir in drt Nank sitzt und ihre Tätigkeit beschreibt, mit Begriffen, die sie aus der Welt der Unternehmensführung entlehnt hat.

Als Leiterin eines kleinen erfolgreichen Familienunternehmens

Und in der Tat, es klappt mit der Rück-Richtung auch:
Wer kennt sie nicht,  die Bereichsfürsten und Warlords eines Betriebes:
"Das ist mein Schäufelchen, und das ist mein Eimerchen, und das ist mein Sandkästlein; darin spiele nur ich - und niemand sonst kommt hinein!"

Meine These ist NICHT:
Was wir in der Fotografie lernen, nützt auch in der Software-Entwicklung, nützt auch im sonstigen Leben.

Meine These ist:
Was Sie für irgend ein beliebiges, aber verstamdenes Sachgebiet wissem, können Sie "sinngemäss" auch überall sonst einsetzen. In einer Diskussion über Islam hörte ich einmal einen Imam sagen, dass aus einem schlechten Katholiken auch nur ein schlechter Moslem werden könne. Die Äusserung dieser Erkenntnis grenzt zwar an Geschäftsschädigung, die Sache selbst ... Der Mann ist schliesslich Experte!

Aber auch die umfassende Kenntnis der Werke von Monty Python kann hilfreich sein. Es müsste Spass machen, die hier betrachtete Problematik mit von Monty Python geschaffenen Bildern darzulegen.

... und wie es zugehen soll ...

Doch auch der Tod kann sein Gelächter haben, und selbst ein Mörder muss nicht unbedingt humorlos seinn

Hans Hellmut Kirst - Fabrik der Offiziere Seite 332 F

Das Problem ist ein ernstes, folglich soll es locker zugehen. Deshalb gefällt mir der deutsche Titel Weizenbaums Buch auch so viel besser als das so nüchtern-wissenschaftliche englische Original Computer Power and Human Reason. From Judgement to Calculation.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass nur ein solcher Gedanke Fuss fassen, der prägnant formuliert ist. Um Bilder also. So, wie ich es früher für Fotografie getan habe, möchte ich mich hier nun mit sprachlichen Bildern beschäftigen. Beabsichtigt ist eine Erweiterung. – eine Metapher also. Locker, aber nicht sanft. Widerhaken – gegen den Strich. Spass soll das Lesen schon machen, aber nur einfach nicht.

... "und wer hat's erfunden" ...

"Zwei Flaschen Whisky am Tag undn Gehirn wie ein Rasiermesser!"

John le Carré Eine Art Held Seite 17

Management Summar

Es darf daher getrost, was auch von allen, deren Sinne, weil sie unter Sternen, die, wie der Dichter sagt: "dörren, statt zu leuchten", geboren sind, vertrocknet sind, behauptet wird, enthauptet werden, daß hier einem sozumaßen und im Sinne der Zeit, dieselbe im Negativen als Hydra gesehen, hydratherapeutischen Moment ersten Ranges - immer angesichts dessen, daß, wie oben, keine mit Rosenfingern den springenden Punkt ihrer schlechthin unvoreingenommenen Hoffnung auf eine, sagen wir, schwansinnige oder wesentielle Erweiterung des natürlichen Stoffgebietes zusamt mit der Freiheit des I ndividuums vor dem Gesetz ihrer Volksseele zu verraten sich zu entbrechen den Mut, was sage ich, die Verruchtheit haben wird, einem Moment, wie ihm in Handel, Wandel, Kunst und Wissenschaft allüberall dieselbe Erscheinung, dieselbe Frequenz den Arm bieten, und welches bei allem, ja vielleicht gerade trotz allem, als ein mehr oder minder modulationsfähiger Ausdruck einer ganz bestimmten und im weitesten Verfolge excösen Weltauffasseraumwortkindundkunstanschauung kaum mehr zu unterschlagen versucht werden zu wollen vermag - gegenübergestanden und beigewohnt werden zu dürfen gelten lassen zu müssen sein möchte.

Christian Morgenstern Galgenlieder Versuch einer Einleitung.

In einem einzigen, prägnanten Satz zusammengefasst!